Marienwerder. Großbäckereien liefern in den roten Gitterkörben ihre Brötchen aus, der Textildiscounter Kik transportiert damit Waren, Schlachtbetriebe nutzen sie: Kisten und Klappboxen der Firma Intech-World in Marienwerder kennt jeder. Produziert werden sie in großen Spritzgussmaschinen, die Plastikgranulat erhitzen und unter viel Druck in Form bringen. Alle 150 Sekunden spucken sie eine fertige Kiste aus.
Ein Display an jeder Maschine bietet Infos zur Fertigung, erklärt Prokurist Meik Philipsen. „Ich kann viele Daten abrufen, vom Stromverbrauch bis zur Dauer einzelner Arbeitsschritte.“ Aber kommt es zu einer Störung, leuchtet an der Maschine nur eine Lampe auf.
Damit ist Philipsen gar nicht zufrieden. Der Prokurist wünscht sich eine genaue digitale Erfassung von Geräte-Daten und mehr Vernetzung der Maschinen untereinander. Er und Firmeninhaber Vedat Pehlivan lassen sich deshalb nun durch den Digitalisierungsexperten Christian Wagener vom Produktionstechnischen Zentrum der Leibniz-Universität beraten. Dessen Fachleute helfen im Auftrag der Bundesregierung Mittelständlern beim Umbau der Produktion in Richtung Industrie 4.0.
Was Philipsen am Ist-Zustand ärgert: Wenn etwa ein Schichtleiter im Spätdienst ein Problem an einer Spritzgussmaschine nicht beheben kann, muss ihn der Prokurist per Smartphone von zu Hause aus beraten. Wären die Maschinendaten für ihn per Internet zugänglich, hätte er es leichter. „Oder der Techniker des Maschinenherstellers könnte sich einschalten, ohne herfahren zu müssen.“ Auch Daten zur Produktqualität sollten per Netz verfügbar sein.
So stellt man sich bei Intech die Zukunft vor. Doch die Maschinen wurden von vier verschiedenen Herstellern gebaut. „Das macht eine Digitalisierung kompliziert“, sagt Wagener. Er will daher einen unabhängigen IT-Experten hinzuziehen.
2,8 Millionen Behälter werden 2017 voraussichtlich hergestellt
Der schnelle Zugriff auf Produktionsdaten bietet der Firma enorme Vorteile. 2,8 Millionen Kisten und Paletten werden die 30 Mitarbeiter dieses Jahr herstellen und 10 Millionen Euro damit umsetzen. Wenn eine Maschine durch einen Defekt pro Stück eine Sekunde mehr benötige, „produzieren wir 15.000 Kisten weniger im Jahr“, sagt Philipsen. Da sei es besser, wenn sich eine Maschine von selbst meldet und mitteilt: „Achtung, mit mir stimmt was nicht!“