Stuttgart. Er wurde von beiden Seiten umgehend bundesweit zur Übernahme empfohlen: Der Tarifabschluss in der baden-württembergischen Metall- und Elektro-Industrie beendet den Streit um Geld und Arbeitszeit. Einschätzungen dazu von Stefan Wolf, Vorsitzender und Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbands Südwestmetall.

Was ist aus Ihrer Sicht das wesentliche Ergebnis?

Der Abschluss ermöglicht vielen unserer Betriebe mehr bedarfsgerechtes Arbeitsvolumen – das ist angesichts des Fachkräftemangels ganz entscheidend. Denn die Arbeit muss ja getan werden. Außerdem ist gesichert, dass bei den zusätzlichen Teilzeitansprüchen der Beschäftigten die betrieblichen Interessen hinreichend berücksichtigt sind: Wenn es schlicht nicht machbar ist, etwa weil Schlüsselqualifikationen fehlen würden, kann der Arbeitgeber Nein sagen. Damit haben wir wesentliche Verhandlungsziele erreicht und eine innovative Arbeitswelt geschaffen.

Mit dem Vorschlag, die Quote für 40-Stunden-Verträge anzuheben, kamen Sie aber nicht durch?

Was wir erreicht haben, ist letztlich genauso viel wert. Es gibt den erleichterten Zugang in Sonderquoten, etwa bei nachgewiesenem Fachkräftemangel. Oder die Option, einfach das kollektive Arbeitszeitvolumen im Betrieb zu betrachten: Im Gegenzug zu jedem Teilzeiter mit 20 Stunden können dann drei zusätzliche Mitarbeiter von 35 auf 40 Stunden gehen und entsprechend mehr verdienen.

Die IG Metall hingegen hat ihre „28-Stunden-Woche“.

Wir haben immer gesagt: Wenn die Betriebe mehr Optionen bekommen, das Arbeitszeitvolumen zu erhöhen, dann kann man über Flexibilität nach unten reden. Der neue Anspruch auf eine befristete Teilzeit von 6 bis 24 Monaten ist ein innovativer Tarifbaustein, der die Attraktivität der M+E-Betriebe als moderne Arbeitgeber unter Beweis stellt.

Und unter bestimmten Bedingungen kann man das neue „tarifliche Zusatzgeld“ in Freizeit umwandeln.

Das hilft, private und berufliche Lasten gleichermaßen zu schultern – auch ohne den ursprünglich von der IG Metall geforderten Zuschuss, der aus rechtlichen Gründen gar nicht möglich war. Das neue Tarifsystem ist vernünftig ausbalanciert.

Unterm Strich greifen die Arbeitgeber tief in die Tasche, oder?

Die Einigung beim Entgelt ist Ausdruck der guten wirtschaftlichen Lage und für die Mitarbeiter sicherlich erfreulich. Aber sie ist auch eine Hypothek, die erst noch erwirtschaftet werden muss. Immerhin gibt es mit Blick auf die Lage des einzelnen Betriebs eine dauerhafte Differenzierungsmöglichkeit. Und die Laufzeit von 27 Monaten bringt Planungssicherheit.