Hannover/München. Klare Ansage an US-Präsident Donald Trump: In einem leidenschaftlichen Plädoyer machten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe klar, dass sie für die Globalisierung kämpfen.

„In Zeiten, wo wir über freien Handel, offene Grenzen und demokratische Werte mit vielen streiten müssen“, so Merkel, sei es ein gutes Zeichen, dass Deutschland und Japan gemeinsam die Zukunft gestalten. Abe sprach sich für „einen frühzeitigen Abschluss“ eines Freihandelsabkommens der zweitgrößten asiatischen Volkswirtschaft mit der EU aus.

Dieser Auftritt kürzlich auf der Computermesse Cebit in Hannover steht für einen Rollenwechsel in der Welt – nachdem Trump das Freihandelsabkommen TPP mit Asien gekippt und TTIP mit Europa auf Eis gelegt hat.

„Europa übernimmt sozusagen die Rolle als Tanzpartner Asiens, die die USA unter Präsident Barack Obama noch angestrebt hatten“, sagt Professor Gabriel Felbermayr vom Ifo-Institut in München. Um 0,1 Prozent könnte Deutschlands Wirtschaftsleistung durch ein Abkommen der EU mit Japan steigen. „Die Gewinne liegen also weit unter denen, die TTIP gebracht hätte“, stellt Felbermayr klar.

Doch es gibt noch mehr Potenzial: „Der politische Wille zu neuen Bündnissen zwischen Europa und Asien wächst erkennbar“, so der Ökonom.

Das gilt nicht nur für Japan, wo es nach jahrelangen Verhandlungen innerhalb der nächsten Monate zur Einigung kommen kann. Nach acht Jahren Verhandlungspause forciert die EU auch den Freihandel mit den zehn „Asean“-Staaten in Südostasien. In dieser Region liegen mit Indonesien und Vietnam einige der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Das Asean-Handelsvolumen mit Europa betrug letztes Jahr 208 Milliarden Euro, gut ein Drittel des Geschäfts mit den USA.

Noch in weiter Ferne freilich sieht Felbermayr ein Abkommen mit dem „nicht demokratischen China“.

Und es gibt nicht nur Asien. Die EU verhandelt auch mit Staaten in Afrika sowie Süd- und Mittelamerika, unter anderem mit Mexiko.