Helsinki/Zürich. In 300 Meter Tiefe steht auf dem Meeresgrund ein Stahlkoloss. 4.800 Tonnen schwer, so groß wie ein Fußballfeld und so hoch wie ein dreistöckiges Gebäude: die erste Unterwasser-Gasfabrik der Welt.
Seit gut einem Jahr arbeitet der gigantische Kompressor, entwickelt von MAN Diesel & Turbo, in der norwegischen See, 200 Kilometer von der Küste entfernt. „Der erstmalige Einsatz dieser Technologie bedeutet einen Quantensprung für die Öl- und Gas-Industrie“, sagt Uwe Lauber, Vorstandschef der MAN-Tochter in Zürich. Denn Bohrinseln werden überflüssig, wenn das Gas direkt auf dem Meeresgrund gefördert und aus der unbemannten Fabrik über Pipelines an Land transportiert wird.
Die Kosten für die Installation, ausgeführt von Tauchrobotern, betragen im Vergleich zu einer Förderplattform gerade mal ein Viertel. Doch nicht nur deshalb dürfte die neue Technik bald weltweit zum Einsatz kommen. Sie verlängert die Möglichkeit, Gas oder Öl aus langsam versiegenden Quellen zu fördern.
Für den norwegischen Konzern Statoil war das entscheidend. Mit der bisherigen Technik hätte das Asgar-Feld, auf dem der MAN-Kompressor arbeitet, nur zu 40 Prozent ausgeschöpft werden können. Der natürliche Druck ist zu gering. Jetzt kann Norwegen, nach Russland und den Niederlanden der drittgrößte Erdgaslieferant Deutschlands, die Förderung dort noch gut zehn Jahre weiter betreiben.
Ferngesteuert und völlig wartungsfrei soll die Anlage ihren Dienst versehen. Um Leckagen auszuschließen, ist sie hermetisch abgeriegelt.
Zur Sicherheit haben die MAN-Entwickler viele Systeme im Prototyp doppelt verbaut. Ein Serienprodukt könnte kleiner werden, gerade mal so groß wie ein Tennisfeld.