Heuchelheim. Silke Peter will es wissen: Im vorigen Herbst hat sie eine Berufsausbildung begonnen. Zusätzlich zu ihrem Job! Im Sommer 2018 dürfte sie den IHK-Abschluss zur Logistikfachkraft in der Tasche haben – dann ist sie 50 Jahre. „Ich freu mich riesig drauf“, sagt die zweifache Mutter.

Ihr gesamtes Berufsleben hat Peter als angelernte Kraft im Versand gearbeitet, unterbrochen von der Familienpause. Ihr Arbeitgeber ist der Technologiekonzern Schunk im hessischen Heuchelheim. Und der versucht, seine Mitarbeiter systematisch voranzubringen.

Gerade wird hier eine neue Logistikhalle gebaut, in die der Versand noch in diesem Jahr einziehen soll. „Vieles wird dort viel moderner sein“, weiß Peter, „aber mit meinem zusätzlichen Wissen werde ich mich dann sicher zurechtfinden.“

In der Industrie gibt es weniger einfache Jobs als früher

Die Schunk-Gruppe (weltweit 8.000 Beschäftigte) sieht sich „in vielen hochspezialisierten Märkten technologisch führend“. Industrie 4.0, Digitalisierung, Automatisierung sind die großen Themen.

Folge: „Die Tätigkeiten bei uns werden immer komplexer“, erklärt Personalchef Steffen Friedrich, „deshalb bilden wir un- oder angelernte Mitarbeiter verstärkt zu Fachkräften weiter.“ Damit ist Schunk durchaus typisch für die Entwicklung in der deutschen Metall- und Elektro-Industrie.

Einerseits werden Arbeitsplätze, auf denen nur „einfache Tätigkeiten“ zu erledigen sind, seltener. Laut Arbeitgeberverband Gesamtmetall sank die Quote solcher Jobs von 20 Prozent (2006) auf 16 Prozent (2014, neuere Daten liegen noch nicht vor). Andererseits möchten die meisten Betriebe ihre Leute voranbringen – 82 Prozent bieten aktiv Weiterbildungen an.

Bei Schunk nutzt das zum Beispiel auch Kevin Poggel (21). Er setzt gerade auf seine Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer noch den Industriemechaniker drauf. Dafür investiert er rund 800 Stunden seiner Freizeit. „In meiner Abteilung wird demnächst ein neuer Roboter installiert“, sagt er, „ich will da mithalten und auch solche Maschinen programmieren können.“

Mehr Wissen hilft uns allen weiter

Speziell in der Logistik war die neue Halle willkommener Anlass, den Mitarbeitern im Versand eine Nachqualifizierung anzubieten. „Als das bekannt wurde, haben sich gleich mehrere bei mir dafür angemeldet“, erzählt Gruppenleiter Eugen Förderer. Und schon jetzt, lange vor den Abschlussprüfungen, stellt er Veränderungen fest: „Viele haben schon einen ganz anderen Blick aufs Ganze gewonnen – mehr Wissen hilft uns eben allen weiter.“

Auch Versand-Mitarbeiter Robert Herbolt (29), gelernter Maler und Lackierer, büffelt wieder: An zwei Abenden pro Woche lernt er alles Wichtige rund um die Logistik, vom Wareneingang bis zum Versand. „Neben dem Job ist das schon anstrengend“, macht der Familienvater klar. „Aber mit einem Abschluss hat man einfach mehr in den Händen.“