Berlin/München. Wir haben es wohl alle geahnt – in ihrer Wucht sind die Zahlen trotzdem erschreckend: Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer, der Ifo-Geschäftsklimaindex, ist im April von 85,9 auf 74,3 Punkte abgestürzt. „Dies ist der niedrigste jemals gemessene Wert“, teilt das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo mit, „einen stärkeren Rückgang hat es noch nicht gegeben. Die Stimmung unter den Unternehmen ist katastrophal.“
Kurz zuvor gab der Arbeitgeberverband Gesamtmetall Ergebnisse einer eigenen Umfrage bekannt, an der sich Anfang April rund 1.430 Firmen der Metall- und Elektro-Industrie (M+E) mit 860.000 Mitarbeitern beteiligt hatten. Demnach trifft die Coronakrise unsere Schlüsselindustrie – bisher rund vier Millionen Beschäftigte! – mit voller Wucht. 83 von 100 Unternehmen mussten die Produktion einschränken, 31 von 100 sogar „stark“ oder „sehr stark“.

Produktionsanlagen sind im Schnitt nur noch zu 65 Prozent ausgelastet
Wichtigster Grund für den Einbruch: Fehlende Nachfrage – das gab über die Hälfte der Firmen an. Aber auch zum Beispiel mangels Kinderbetreuung ausfallende Mitarbeiter sowie fehlende Zulieferungen wirken sich bitter aus. Logische Folge: Das jobsichernde Instrument der Kurzarbeit wird massiv genutzt. Und dennoch, so Gesamtmetall, „mussten 7 Prozent der Unternehmen bereits Stellen abbauen“.
Dazu muss man wissen, dass schon 2019 kein gutes Jahr war: Die M+E-Produktion sank um rund 5 Prozent. Angesichts der Rezession war die Gewerkschaft IG Metall ohne Lohnforderung in die Tarifverhandlungen gegangen, die Tarifrunde 2020 endete dann schnell mit einem Pakt gegen die Krise.
Derzeit, so zeigt es die Gesamtmetall-Umfrage, sind die Produktionsanlagen in den M+E-Betrieben im Schnitt nur noch zu 65 Prozent ausgelastet. So niedrig war diese wichtige Kennzahl selbst während der letzten Krise 2009 nicht!
„Die Ergebnisse unserer Umfrage belegen, wie ernst die Lage ist“, sagt Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger. „Während Umsätze und Erträge fehlen, laufen die Kosten weiter und zehren die Liquidität rasant auf. Kurzarbeit lindert zwar die Not, aber die Unterauslastung ist sehr bedrohlich.“
Besserung erwartet Dulger erst auf mittlere Sicht: „Es wird etwas Zeit brauchen“, sagt er, „bis abgerissene Lieferketten wieder aufgebaut oder ersetzt sind. Und natürlich wird nur produziert, wenn die Mitarbeiter verfügbar sind und die Nachfrage wieder anzieht.“