Der gefühlte Leidensdruck war mal wieder extrem: „Die Zahl der geleisteten Überstunden hat ein unerträgliches Maß erreicht.“ So schimpfte Reiner Hoffmann, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds. Ist diese Aufregung begründet?

Die Zahl der Überstunden pro Kopf ist niedriger als früher

Dass insgesamt mehr Überstunden geleistet werden, ist ja kaum verwunderlich. Es sind zum Glück viel mehr Menschen in Lohn und Brot. Aber tatsächlich ist auch die Zahl der Überstunden pro Kopf gestiegen, von 48 (2016) auf 53 (2017). Wer das allerdings gleich für „unerträglich“ hält, der sollte doch mal einen Blick zurückwerfen: auf frühere Jahre in genau der gleichen Statistik der IAB-Arbeitsmarktforschung! 2007 gab es 60 Überstunden je Arbeitnehmer, anno 1997 wurden gar 66 gezählt. Für die damaligen Zeiten ganz normale Werte. Früher war eben vieles schlechter.

Derzeit gibt’s überschlägig also eine Viertel-Überstunde pro Kopf und Arbeitstag. Gut die Hälfte aller Überstunden wird bezahlt. Die andere nicht – aber auch das ist erträglich: Wo Überstunden mit dem Lohn abgegolten sind, geht es meistens um prima bezahlte Jobs.