Berlin. Fremdsprachen büffeln ist anstrengend. Viele Kinder plagen sich in der Schule damit herum. Künftig könnte das Pauken überflüssig werden!

Was absurd klingt, ist gar nicht mal unrealistisch. „Natürlich kann man nur mit Fremdsprachenkenntnissen tiefer in andere Kulturen eintauchen“, meint Professor Wolfgang Klein. „Aber wenn die technische Entwicklung so rasch wie bisher fortschreitet, könnte uns irgendwann ein implantierter Chip zum Sprachentalent machen“, sagt der Berliner Sprachwissenschaftler. „Ohne dass wir auch nur eine einzige Fremdsprachenvokabel gelernt haben.“

7.100 Sprachen gibt es rund um den Globus

Schon heute liefern selbst die gängigen, kostenlosen Übersetzungsprogramme für Tablet und Smartphone binnen Sekunden passable Ergebnisse für den Alltag. Zu den bekanntesten Programmen zählen Google Translate und der Bing Translator von Microsoft.

Seit drei Jahren gibt es auch DeepL von der gleichnamigen Firma aus Köln. Dieses Tool gilt derzeit als das beste; es deckt allerdings nur wenige Sprachen ab. DeepL greift auf Milliarden von Übersetzungsmustern des Online-Wörterbuchs Linguee zurück, das ebenfalls den Rheinländern gehört.

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300.000 Dolmetscher und Übersetzer weltweit im Einsatz

Die Tools sind schnell und immer verfügbar – und doch werden sie Dolmetscher und Übersetzer so schnell nicht arbeitslos machen, sagt Ralf Lemster vom Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer: „Ob internationale Konferenz oder die Unternehmerreise ins Ausland - dafür braucht man Sprachenprofis.“ Geschätzte 300.000 gibt es weltweit davon. Der Umsatz der Branche erreichte 2018 fast 47 Milliarden US-Dollar.

Beim Datenschutz ist das so eine Sache

„Für viele Unternehmen sind die Profis unverzichtbar“, betont Lemster. So komme es etwa bei Beipackzetteln von Arzneimitteln „auf jedes Wort und jede Ziffer an“. Das Gleiche gelte auch für Gesetzestexte oder Geschäftsvereinbarungen. Aber auch der Datenschutz sei wichtig: Firmenunterlagen mal so eben von einem Tool übersetzen lassen, könne böse enden: „Dann landen Informationen womöglich bei der Konkurrenz.“