Bad Soden-Salmünster. Vier stolze Wölfe, in Metall gegossen, begrüßen die Besucher am Werktor des Automobilzulieferers Woco. Sie begegnen ihnen noch häufiger, in der Empfangshalle, am Revers der Mitarbeiterkleidung, auf Firmenbroschüren. Die vier Wölfe stehen für die Gründerfamilie: Franz-Josef Wolf und seine drei Geschwister.

Familie – das ist schon 1956 die entscheidende Triebkraft, als Franz Josef die Firma gründet. Der Vater stellt die Räumlichkeiten, und die Geschwister packen mit an: Adolf, der eigentlich das elterliche Sägewerk weiterführen sollte, Ottomar, der als Lehrer nach Vietnam wollte und stattdessen den Werkzeugbau aufbaut, und Helga, die über das Rechnungswesen wacht. Gemeinsamkeit macht stark, diese Idee durchzieht Woco bis heute. Auch als weltweit tätige Firmengruppe mit 22 Standorten in 12 Ländern, mit rund 3.700 Mitarbeitern, davon 650 am Stammsitz in Bad Soden-Salmünster im idyllischen Kinzigtal zwischen Fulda und Frankfurt. „Uns ist es sehr wichtig, dass wir ein echtes Familienunternehmen bleiben“, betont Geschäftsführer Dr. Hans Jürgen Kracht.

Erst kürzlich lud der 79-jährige, noch immer im Unternehmen aktive Firmengründer Franz-Josef Wolf alle Mitarbeiter am Stammsitz zum Geburtstagsimbiss.

Die Krise meisterte man gemeinsam, jetzt wächst man wieder zweistellig

Nach außen macht Woco etwa eine halbe Milliarde Jahresumsatz. Hauptsächlich mit Funktionsteilen, die die Wirtschaftlichkeit, den akustischen Komfort und die Sicherheit des Autos verbessern. Außerdem mit Lösungen für den Einsatz in industriellen Antivibrationssystemen, Mess- und Regelsystemen sowie im Rohrleitungsbau und in der Bahntechnik. Nach innen bleibt es bodenständig.

Die Mitarbeiter wissen das zu schätzen. Wie Markus Hohmann. Als Produktionsleiter prüft er die Luftansaugung, schaut nach Fehlstellen und Fließfehlern der produzierten Ware. Er erzählt: „Ich habe hier gelernt, die angebotenen Weiterbildungsmöglichkeiten genutzt, bin dem Unternehmen treu geblieben. Viele Kollegen kennen sich seit Jahren, gehen freundschaftlich miteinander um.“

Typisch für ein Familienunternehmen ist auch: Viele bleiben ein Berufsleben lang. Monika Reichel war 15, als sie 1959 in der damals noch kleinen Gummifabrik eine Stelle bekam, nun ist sie 70 und steht bei Bedarf immer noch zur Verfügung. „Der Erfahrungsschatz der Älteren ist unbezahlbar“, sagt Geschäftsführer Kracht. Auch ihn fasziniert der besondere Geist im Unternehmen. „Das war für mich ein wichtiger Grund, als ich vor vier Jahren hier anfing.“

Die Weltwirtschaftskrise 2009 machte auch Woco zu schaffen. Doch Geschäftsführung und Belegschaft haben sie im engen Schulterschluss gemeistert. Jetzt gibt es wieder zweistellige Wachstumsraten, Woco plant neue Produktionsstandorte in Asien und Amerika. Kracht verspricht: „Das Herz des Unternehmens bleibt Bad Soden-Salmünster.“