Deutschland wird immer digitaler. Und damit auch die Berufe in der Industrie. Viele Kollegen haben bereits mit Bits und Bytes zu tun, also mit Software, künstlicher Intelligenz und Daten. Andere machen sich durch Umschulungen und Weiterbildungen damit vertraut.
Denn in den Digitalisierungsberufen werden noch viel mehr Leute gebraucht, als gegenwärtig verfügbar sind! Zu den Digitalisierungsberufen zählen neben Informatikern etwa auch Elektrotechniker oder technische Systemplaner – Leute, die Digitalisierung erst möglich machen. 2022 fehlten bundesweit mehr als 120.000 Fachkräfte in diesem Bereich. Bis 2027 könnte die Lücke auf fast 130.000 anwachsen, so eine Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft. Auch für Beschäftigte aus anderen Bereichen bedeutet das neue Chancen!
aktiv stellt hier zwei Industrie-Mitarbeiter vor, die mit Bits und Bytes arbeiten. Und ihren Job lieben.
Sebastian Brückner ist Software-Versionsmanager bei Audi in Neckarsulm
Eigentlich war er mal Mechanik-Analyst. Sebastian Brückner (36) begutachtete früher bei Audi Bauteile, drehte und wendete sie in seinen Händen. Heute arbeitet er am Computer mit Nullen und Einsen, denn er ist jetzt Elektronik-Analyst. Man kann ihn etwas genauer auch als Software-Versionsmanager bezeichnen: Denn er sorgt dafür, dass die Software, die in einem Fahrzeug steckt, reibungslos funktioniert.
„In einem Fahrzeug gibt es verschiedenste Steuerungsgeräte, jeweils mit einer eigenen Software“, erklärt Brückner. „Zum Beispiel im elektrischen Schiebedach oder in der Sitzverstellung.“ Diese Software prüft und korrigiert Brückner, wenn sich Fahrzeuge bereits im Serienanlauf oder in der Produktion befinden.
Dass er das kann, verdankt er einem umfangreichen Qualifikationsprogramm von Audi. Bei dem Automobilhersteller werden nämlich gezielt Mitarbeiter qualifiziert, um die Transformation mitzugestalten. Am Standort Neckarsulm startete das Programm „Digital Shift“ bereits 2021 – Mitarbeitende werden seitdem zu Fachkräften in Sachen Digitalisierung und Elektrik/Elektronik beziehungsweise Elektromobilität ausgebildet. Brückner war als einer der Ersten dabei; mittlerweile haben allein in Neckarsulm mehrere Hundert Mitarbeiter an unterschiedlichen Transformationsprogrammen teilgenommen.
Brückner besuchte innerhalb des 18-monatigen Programms noch mal in Vollzeit Hochschulvorlesungen und lernte seine neuen Aufgaben im Audi-Analysezentrum für Elektrik und Elektronik kennen: der Abteilung, in der er künftig eingesetzt werden soll. Dafür brauchte er viel Durchhaltevermögen. „Anfangs war dort alles total neu für mich“, sagt er lachend, „wenn ich den Kollegen zugehört habe, kam ich mir vor wie auf einem anderen Kontinent.“ Inzwischen aber ist Brückner selbst Software-Spezialist. „Es ist nicht schwieriger, aber eben anders“, sagt er. „Und ich bin froh, dass ich die Möglichkeit ergriffen habe zu dieser – man könnte sagen – Fahrt in die Zukunftswelt.“
Jonas Weber ist Chapter Lead bei Siemens in Mannheim
Schon als Schüler programmierte er Webseiten. Lieblingsfach? Klar – Informatik! „Ich hatte an mich aber einen viel höheren Anspruch, als in der Schule in dem Fach erwartet wurde“, sagt Jonas Weber (37). So studierte er das Fach dann auch. Heute ist er Senior Developer beim Technologiekonzern Siemens in Mannheim. Und hat auch noch einen ziemlich interessanten Zusatz-Titel: Er ist Chapter Lead.
Bitte was? Ganz einfach: So nennt man bei agilen Arbeitsmethoden den Leiter eines Experten-Teams, der auch dafür sorgt, dass seine Leute sich persönlich weiterentwickeln. In Webers Team sind alle Kollegen Frontend-Spezialisten. Als Frontend bezeichnet man bei einer Software alles, was der Benutzer direkt am Monitor zu sehen bekommt.
Weber ist fürs Frontend-Team also eine Art Coach, der seine Kollegen zu Höchstleistungen bringt und auch zwischen ihnen und der Unternehmensführung vermittelt.
„Ich kümmere mich auch um eine wichtige firmeninterne Plattform“, erklärt er. Auf dieser Plattform werden Daten gesammelt, verwaltet und visualisiert. Zum Beispiel die Ergebnisse einer Mitarbeiter-Befragung.
„Ich sitze aber nicht nur am Computer“, berichtet Weber, „sondern habe auch viele Meetings mit Kollegen. Ich gehe zum Beispiel mit ihnen durch, was sie entwickelt haben.“
Am meisten Spaß macht es dem IT-ler, dass er in seinem Beruf stets seine eigenen Ideen einbringen kann. „Und ich liebe es auch, Kollegen dabei zu unterstützen, dass sie ihre Arbeit noch besser machen können. Mein Job hat also nicht nur mit Bits und Bytes zu tun, sondern da menschelt es auch ganz schön.“
Und was gibt es sonst noch so an relativ neuen Berufsbildern? Voilà, hier vier Beispiele.
Data Scientist
- Leute in diesem Job analysieren Datenmengen und generieren daraus wichtige Informationen fürs Unternehmen.
- Zum Beispiel: Welche Fehler tauchen in der Produktion am häufigsten auf? Daraus erstellen sie auch Prognosen und Empfehlungen.
- Viele haben einen Hochschulabschluss in MINT-Fächern, es gibt aber auch Quereinsteiger.
Machine Learning Engineer
- Kollegen mit diesem Titel sind wie Lehrer für künstliche Intelligenz: Sie trainieren KI ...
- … damit die für den gewünschten Zweck eingesetzt werden kann: zum Beispiel für die vollautomatische Optimierung der Produktion.
- Grundlage ist meist ein Studium in Informatik, Mathe oder Statistik.
Digital Transformation Manager
- Solche Leute steuern die digitale Transformation …
- ... indem sie Optimierungspotenziale erkennen und Konzepte für die Digitalisierung erarbeiten. Außerdem überwachen sie die Digitalisierung und verbessern die Prozesse.
- Den Weg ebnen ein Studium oder auch eine Weiterbildung.
Blockchain Developer
- Eine Blockchain ist eine dezentrale digitale Datenbank, die über ein Netzwerk geteilt wird. In der Industrie kann sie etwa Prozess- und Sensordaten speichern.
- Blockchain Developer konzipieren solche Datenbanken.
- Zum Beruf führen ein Informatik-Studium oder eine einschlägige Ausbildung. Außerdem gibt es Weiterbildungsangebote.
Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Stuttgart vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie Baden-Württembergs – auch gerne mal mit der Videokamera. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.
Alle Beiträge der AutorinMaja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.
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