München. Sommerzeit ist Urlaubszeit. So werden auch in diesen Monaten wieder in Scharen die Touristen nach Bayern kommen. Zuletzt gab es 2016 mit 35 Millionen Übernachtungsgästen sogar ein Allzeithoch. Das ist ein Plus von 75 Prozent gegenüber 1996. Auch die Zahl der Übernachtungen stieg laut Statistischem Landesamt binnen 20 Jahren deutlich: auf nunmehr knapp 91 Millionen.



Bayern ist in Deutschland das Urlaubsland Nummer eins. „18,5 Prozent der jährlichen touristischen Wertschöpfung werden im Freistaat erwirtschaftet“, sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Die Arbeitgeber-Organisation hat gerade eine Studie zu den Erfolgsfaktoren der heimischen Tourismusbranche vorgestellt. Demnach gilt dort, was auch in der Industrie wichtig ist: Auf Innovationen und Investitionen setzen – sowie die Chancen der Digitalisierung nutzen.

31 Milliarden Euro geben die Besucher im Freistaat laut bayerischem Wirtschaftsministerium im Jahr aus. Etwa die Hälfte davon entfällt auf das Gastgewerbe mit seinen knapp 40.000 Betrieben und 340.000 Mitarbeitern. Insgesamt sorgt der Tourismus für 560.000 Arbeitsplätze.

Etwa jeder fünfte Gast stammt mittlerweile aus dem Ausland, sagt die Statistik. Die meisten davon sind aus den Niederlanden, Österreich und den USA (jeweils knapp 10 Prozent). Schloss Neuschwanstein, Oktoberfest und Königssee kommen anscheinend bei Ausländern gut an. In keinem anderen Bundesland übernachten sie häufiger als in Bayern, so die Deutsche Zentrale für Tourismus.

Ausruhen dürfe man sich angesichts solcher Zahlen allerdings nicht, warnt vbw-Hauptgeschäftsführer Brossardt. „Denn der Wettbewerb um nationale und internationale Gäste ist hart“, sagt er. Um den Tourismus-Standort weiter voranzubringen, sei neben der Vernetzung der verschiedenen Akteure eine gut ausgebaute Infrastruktur sowie eine maßvolle Kostenbelastung durch Löhne, Sozialabgaben, Lohnzusatzkosten und Steuern nötig.

Als wichtigsten Punkt hat Brossardt den Bürokratieabbau und insbesondere mehr Flexibilität ausgemacht. Laut Studie hat sich in Sachen Auflagen und Bürokratie für rund 95 Prozent der befragten Beherbergungsbetriebe die Situation in den vergangenen zehn Jahren verschlechtert.

Die Branche will mehr Flexibilität – etwa im Arbeitszeitgesetz

Deshalb wirbt die vbw etwa in ihrer aktuellen Kampagne „So möchte ich arbeiten!“ für eine Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes. Es geht nicht darum, den Umfang an Arbeit auszuweiten, sondern um mehr Flexibilität. Zum Beispiel soll die vorgeschriebene Ruhezeit von täglich elf zusammenhängenden Stunden abgeschafft werden.

Eine weitere zentrale Forderung lautet, den Spielraum der EU-Arbeitszeitrichtlinie auszuschöpfen und auf eine tägliche Höchstarbeitszeit für Arbeitnehmer zu verzichten. Die EU gibt nur eine wöchentliche Höchstarbeitszeit von durchschnittlich 48 Stunden vor. Rauschende Feste etwa, die länger dauern als geplant, müssten dann nicht mehr vorzeitig enden. Denn derzeit ist für Servicekräfte nach 10 Stunden Arbeit definitiv Schluss.