Das Eppertshausener Familienunternehmen AC Motoren ist ein Spezialist für Handel mit und Veredlung von hochwertigen Elektromotoren, die fast überall gebraucht werden, wenn sich etwas bewegen soll. Mit Timo Klußmann, dem Geschäftsführer, sprach aktiv über die Herausforderung, bei Zigtausenden von Motoren den Überblick zu bewahren und in diesen Zeiten optimistisch zu bleiben.

Herr Klußmann, Sie strahlen und zeigen sich optimistisch trotz aktuell nicht nur für die Wirtschaft schwierigen Zeiten. Geht es Ihnen beziehungsweise AC Motoren richtig gut?

Richtig gut? Nein, denn auch wir spüren die aktuelle Zurückhaltung am Markt. Aber es geht uns unterm Strich gut. Die Zeiten sind turbulent, definitiv. Multiple Krisen, Kriege, das Ende des freien Warenhandels, Lieferkettenprobleme, steigende Preise und die Unsicherheiten am Standort Deutschland machen einem schon Sorgen.

Wie bleibt man da optimistisch?

Mir hilft schon der Blick auf die konjunkturellen Schwankungen in der Vergangenheit. Da begreift man: Was runter geht, geht auch irgendwann wieder rauf. So wie die Welt sich dreht, wird der Bedarf an energieeffizienter Antriebstechnik weiterwachsen und damit auch der Bedarf an professioneller persönlicher Beratung und Betreuung trotz KI. Also nutzen wir die Zeit, um uns weiter zu verbessern und investieren zum Beispiel in Personal, Technik, Digitalisierung oder in die IT-Sicherheit inklusive intensiven Schulungen des ganzen Teams. Zudem ist es mir sehr wichtig, die Leistung des Teams immer wieder anzuerkennen, wertzuschätzen und auch für gute Stimmung zu sorgen.

Helfen da die T-Shirts, die hier viele so wie Sie tragen?

Ja, die spielen da auch mit rein. Sie bringen Farbe in den Betrieb und lassen dann eben doch den einen oder andern lächeln, wenn man sich mit einem Statement wie „Freude“ auf der Brust begegnet. Aber da ist noch mehr. Wer bei uns neu anfängt, darf alle Abteilungen durchlaufen, um die Kollegen und Prozesse kennenzulernen. Wir haben einen kultigen Wanderpokal kreiert, um die Top Team Performance des Monats auszuzeichnen. Ab und an gibt es zusätzlich Pizza oder Eis und wir haben für Kunden, Lieferanten und das Team einen Fan-Schal kreiert, wie man ihn aus dem Sport kennt. Wenn den Menschen Spaß macht, was sie jeden Tag tun, und sie zufrieden sind, sind dies gute Grundvoraussetzungen, um gemeinsam erfolgreich zu sein.

Wie kommen Sie auf Ihre Ideen?

Mich hat das Buch „Die stille Revolution“ von Bodo Janssen sehr inspiriert. Es betont die Bedeutung von Achtsamkeit und Menschlichkeit am Arbeitsplatz. Zudem arbeiten hier um die 100 Menschen, die auch Ideen einbringen. Warum nur über schlechte Nachrichten reden, wenn dann das Positive viel zu schnell untergeht. Genau das wollen wir hier umdrehen. Das Lächeln, wenn man sich begegnet, ist ein Anfang. Und es ist so wichtig zuzuhören und auch zu verstehen, was der andere will. Zur Personalentwicklung gehört bei uns nicht nur die fachliche Fortbildung, sondern auch die persönliche Entwicklung, etwa bei einer Auszeit im Kloster. Das bringt Menschen selbst weiter und ist am Ende auch gut für den Betrieb.

Wollten Sie immer Unternehmer werden?

Ich glaube schon. Meine Eltern haben AC Motoren 1998 gegründet, deshalb ist mir das Unternehmen von klein auf vertraut. Für mein Taschengeld habe ich in der Firma geputzt. Deshalb mag ich es gar nicht, wenn jemand meint, für eine Arbeit zu gut zu sein. 2013 musste ich entscheiden, ob ich einsteige oder meine Eltern eine andere Lösung suchen. Mit der Übernahme der Geschäftsleitung zogen sie sich dann sehr schnell zurück. Es hatte was vom Sprung ins kalte Wasser, war aber rückblickend gesehen der richtige Weg, damit wir AC Motoren fit für die Zukunft machen können.

Wo werden Ihre Motoren eigentlich gebraucht?

Letztlich überall, wo Dinge bewegt werden müssen. Sie gehen an Maschinenbauer, an Erstausrüster, in die Hydraulik-Industrie oder auch an Hersteller von sonstigen elektrischen Anlagen wie Förderbänder. Unsere Motoren treiben Maschinen in der Landwirtschaft und in der Recycling-Industrie an, stecken in Pumpen in Schwimmbädern, in Hebebühnen in der Kfz-Werkstatt und in Straßentunneln, damit dort bei einem Notfall die Entrauchungsanlagen anspringen. Ein Klassiker sind auch die Motoren für die Bugstrahlruder zum Beispiel von Kreuzfahrtschiffen, die für das Manövrieren beim An- und Ablegen zum Einsatz kommen. Wir haben zudem Kunden, die Ersatzmotoren brauchen, etwa ein Entsorgungsbetrieb, bei dem die Müllpresse laufen soll, oder ein Dönerladen, dessen Lüftungsanlage rund um die Uhr in Betrieb sein muss, wegen eines defekten Motors aber gerade steht. Zur Not verschicken wir den Motor in dringenden Fällen dann sogar mit dem Taxi.

Wodurch heben Sie sich von Ihren Wettbewerbern ab?

Neben der freundlichen und professionellen Beratung und Betreuung überzeugen wir durch die zertifizierte Qualität unserer energieeffizienten Antriebe und all das, was hinter den Kulissen läuft. Aktuell lagern hier mehr als 65.000 Elektromotoren, dabei haben wir noch ausreichend Platz für noch mehr Antriebe. Bei wieder zunehmender Nachfrage könnten wir sofort weiter aufstocken. Wir bieten die Motoren in mehr als 3,5 Millionen Varianten an und modifizieren die Modelle dann auch noch je nach Bedarf und Einsatzbereich. Wir punkten mit einer hohen Verfügbarkeit, kurzen Lieferzeiten und einer wirklich extrem hohen Flexibilität. Von etwa der Hälfte der Bestellungen, die wir bis Ende der Woche ausliefern, haben wir montags in der Regel noch gar nichts gewusst.

Wie weit sind Sie mit der digitalen Transformation?

Wir haben schon viel gemacht, um Prozesse schlanker und effizienter zu machen, haben eine digitale Personalsoftware, ein digitales Ticketsystem zur strukturierten Abarbeitung von Anfragen und vieles mehr. Sonst könnten wir es gar nicht leisten, jeden Tag Hunderte von Motoren auszuliefern. Unser 2017 installiertes ERP-System tauschen wir gerade aus, um Prozesse und Abläufe noch schlanker und effizienter zu machen. Jedem Unternehmer muss klar sein: Die Transformation ist ein laufender Prozess. Und an dem muss man dranbleiben, sonst ist man raus.

Zur Person: Timo Klußmann

  • Geboren 1984 in Offenbach.
  • Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik bei Clariant nach dem Abitur.
  • Studium Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Ravensburg-Weingarten.
  • Vertriebsmitarbeiter bei einem Hersteller von Getriebemotoren im Raum Hamburg.
  • Geschäftsführer AC Motoren seit 2014.
Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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