Hochwertige Synchron-Servomotoren für die Schraub- und Befestigungsindustrie – dafür steht Engel Elektroantriebe seit 40 Jahren im Besonderen. Das Familienunternehmen ist mit mehr als 70 Beschäftigten aber auch in vielen anderen Branchen unterwegs, darunter in der Intralogistik- und im Sondermaschinenbau. aktiv sprach mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Thomas Preußer über seine Leidenschaft für Entwicklung und innovative Technologien.

Herr Preußer, was zeichnet Ihr Unternehmen Engel Elektroantriebe aus?

Wir haben einen ausgezeichneten Ruf im Bereich der elektrischen Antriebstechnik, dank zuverlässiger und langlebiger Produkte und unseres großen Engagements für unsere Kunden. Das sind vor allem die weltweit tätigen Hersteller von Schraub- und Befestigungssystemen. Für sie entwickeln und produzieren wir Synchron-Servomotoren, deren Eigenschaften auf die speziellen Anforderungen von Schraubprozessen hin optimiert sind. Die Motoren entstehen dabei in enger Abstimmung mit den Kunden und stellen im System des Kunden eine entscheidende Hauptkomponente dar. Wurden diese Schraubsysteme zu Beginn fast ausschließlich in sicherheitsrelevanten Verschraubungen am Kfz eingesetzt, so finden sie heute durch die zunehmende Automatisierung eine deutlich breitere Verwendung.

Sie sind also nicht nur in der Automobil-Industrie unterwegs?

Ja. Schon vor vielen Jahren war uns klar, dass wir die Abhängigkeit von dieser Branche reduzieren müssen. Und deshalb haben wir schon zu Beginn der 2000er Jahre mit der Entwicklung von integrierten Antrieben begonnen, die Motor und elektronische Steuerung in einem Gehäuse vereinen. Inzwischen erfüllen sie die Aspekte und Anforderungen der Digitalisierung, also das, was man unter Industrie 4.0 versteht, und lassen sich so in verschiedensten Anwendungen einsetzen. So zum Beispiel in dynamischen Wägesystemen. Dort bewegen sie verschiedenste Produkte wie Zahnpastatuben, Müsliriegel, Gurkengläser und Pasta, die nach dem Produzieren und Abfüllen gewogen oder auf ihren einwandfreien Zustand überprüft werden bei sehr hohen Geschwindigkeiten. Andere Anwendungen sind zum Beispiel Fahrantriebe in Shuttles von automatisierten Lagersystemen des Online-Handels. Produkte von uns werden auch in Fertigungsmaschinen der Lebensmittel-Industrie eingesetzt, zum Beispiel in der Produktion von Wurst oder Burger-Patties. Diese Antriebe haben Edelstahlgehäuse mit glatten und gut zu reinigenden Oberflächen, um den hohen Hygieneanforderungen dieser Branche zu entsprechen.

Ist das alles so einfach, wie es hier klingt?

Nein. Einfach geht schon lange nicht mehr. Unsere Basis sind unsere Motorsysteme, die wir immer wieder optimieren und weiterentwickeln. Auch Hardware und Software der integrierten Antriebe werden kontinuierlich weiterentwickelt. Diese Ausgangsbasis nutzen wir dann zur Realisierung individuell an die Gegebenheiten beim Kunden angepasster Produkte. Mit anderer Wicklung, anderem Abtrieb, Gehäusemodifikationen, anderem Anschluss oder Steckverbinder, mit zusätzlichen Softwarefunktionen, was auch immer … Aber nicht nur die komplexen Produkte an sich fordern uns, sondern auch der immer größer werdende Aufwand, um Auflagen, Richtlinien und Zertifizierungen gerecht zu werden. Wir versuchen, das bestmöglich zu erfüllen und uns mit dem Mehrwert, den wir unseren Kunden durch angepasste Produkte bieten, unser Kümmern und unseren Support im weltweiten und besonders dem asiatischen Wettbewerb zu behaupten.

Das spricht für eine hohe Innovationskraft …

Ohne die könnten wir nicht bestehen. Der elektrische Strom und besonders die Elektronik haben mich schon immer fasziniert. Deshalb habe ich mich auch für ein Elektrotechnikstudium entschieden. Als ich 1989 die erste Stelle als Ingenieur antrat, nahm die Automatisierung durch die Informationstechnik und die Elektronik Fahrt auf. Für mich war und ist es bis heute total spannend, bei dieser immer weiter fortschreitenden Entwicklung der Elektronik und der Systeme mit dabei zu sein. Und es begeistert mich immer wieder zu sehen, wie und wo unsere Motoren und Antriebe eingesetzt werden und welche dynamischen und präzisen Bewegungen sie dann auf das Kommando der Steuerung hin ausführen.

Wollten Sie schon immer Unternehmer werden?

Nicht unbedingt, aber das hat sich dann irgendwann ergeben. Mein Vater war einer der beiden Gründer der Firma und es war seine Idee, dass ich ihm hier nachfolge. Mit dem Angebot, eigene Elektronik entwickeln zu können, hat er mich schließlich rumgekriegt. Als ich dann 1999 einstieg, konzentrierte ich mich sofort auf die Entwicklung des ersten digitalen Umrichters für unsere Motoren. Schnell hatten wir auch das erste Projekt. Schon nach einem Jahr kamen die ersten Antriebe mit eigenem Regler in der Schweiz als Hilfsantriebe an einer Druckmaschine zum Einsatz. Ein paar Jahre später haben wir dann den Regler mit dem Motor in einem Gehäuse kombiniert und dann nahm alles seinen Lauf …

Was erwarten und erhoffen Sie sich von diesem Jahr?

2025 wird oder ist schon in jedem Fall ein sehr spannendes Jahr. USA haben gewählt und es bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen das auf Europa und damit auch auf unsere Wirtschaft haben wird. Die Bundestagswahl steht vor der Tür, auch da bin ich gespannt. Unter den derzeitigen Bedingungen wird es für mittelständische Unternehmen wie uns immer schwieriger, sich gegen die Wettbewerber aus Fernost zu behaupten, weil wir hier einfach zu teuer produzieren. Ein Durchschnittsverdiener kann sich ein in Deutschland hergestelltes Auto kaum noch leisten. Wir müssen von den Kosten runter, müssen wettbewerbsfähig bleiben. Wir alle, Unternehmer wie Beschäftigte, brauchen nicht ständig neue Gesetze und komplexe Verordnungen, die unkalkulierbar sind, sondern sinnvolle, verlässliche und kontinuierlich verfolgte Ziele, damit wir planen und Entscheidungen treffen können. Ich hoffe sehr auf eine neue Bundesregierung, die das genauso sieht.

Zur Person

  • 1965: Thomas Preußer wird in Eltville am Rhein geboren.
  • Studium der Elektrotechnik an der FH Wiesbaden (heute Hochschule RheinMain).
  • 1987: Berufseinstieg in die Industrie als Elektronik-Ingenieur, später Entwicklungsleiter.
  • 1999: Wechsel zur Engel-Gruppe in Walluf als Entwicklungsingenieur.
  • Seit 2012: Geschäftsführender Gesellschafter von Engel Elektroantriebe.
Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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