Köln. Die Statistik hat ja so ihre Tücken. Zum Beispiel, was die Teilzeitquote bei Frauen betrifft. Jüngst machten da die neuesten Zahlen der europäischen Statistik-Behörde die Runde, für das Jahr 2017: Im EU-Durchschnitt haben 31 Prozent aller arbeitenden Frauen nur einen Teilzeit-Job - aber bei uns sind es viel mehr, nämlich 47 Prozent! Viele Politiker werten das gleich als Alarmsignal, gelten Teilzeitstellen doch häufig als „atypisch“ oder gar „prekär“.
Tatsächlich aber spiegelt die neue Statistik eine positive Entwicklung wider, wie Arbeitsmarktexperte Holger Schäfer von Institut der deutschen Wirtschaft betont. Seine Erklärung: „Frauen arbeiten hierzulande zwar häufiger in Teilzeit als im EU-Durchschnitt – sie sind aber auch viel häufiger als im Schnitt überhaupt erwerbstätig!“ Fast nirgendwo sonst in der EU ist der Anteil berufstätiger Frauen so hoch wie bei uns. Ihre Zahl ist in nur zehn Jahren um fast drei Millionen gestiegen. Und dieser Zuwachs geht ausschließlich auf den Teilzeit-Boom zurück.
Von allen Teilzeit-Arbeitnehmern würden nur 14 Prozent lieber voll arbeiten.
Es sei zudem problematisch, sagt Schäfer, wenn Teilzeit implizit als das „schlechtere“ Arbeitszeitmodell dargestellt werde. Zwar falle damit logischerweise die Rente niedriger aus. „Aber man muss eben auch respektieren, was die Menschen selbst wollen.“ Und genau das hat der Experte anhand repräsentativer Daten untersucht: Nur 14 Prozent der Teilzeit-Beschäftigten wollen in Vollzeit wechseln, so das Ergebnis seiner Studie – also gerade einer von sieben Teilzeitlern.
Außerdem hat Schäfer herausgefunden: Individuelle Arbeitszeitwünsche ändern sich oft. Für Arbeitgeber sei es zuweilen schwierig, da zeitnah und flexibel zu reagieren – „zumal die Politik den Betrieben Instrumente dafür genommen hat“, etwa durch Einschränkungen bei der Zeitarbeit.