Hannover. Wie soll ein blühender Schulgarten bewässert werden, wenn in den Sommerferien niemand da ist? „Mit moderner Technik muss das doch gehen“, dachte sich Adrian Schoell und regte ein Projekt im Wahlbereich „Jugend forscht“ seiner Schule an, der Integrierten Gesamtschule Roderbruch in der niedersächsischen Hauptstadt. Der 19-Jährige und seine acht Mitstreiter haben ein Beet entwickelt, das digital gesteuert über ein Tröpfelsystem kontinuierlich mit Wasser versorgt wird.
Mit dem Projekt überzeugte das Team die Jury der IdeenExpo im Schülerwettbewerb „Ideenfang: Erfinden – Entdecken – Entwickeln“. Nun können die jungen Leute ihr automatisches Bewässerungssystem im Juni auf der Erlebnismesse in Hannover vorstellen, neben Projekten von 23 weiteren Schulen.
Die jungen Leute wollen ihr Know-how allgemein zur Verfügung stellen
Fast ein Jahr lang hat die Gruppe, betreut vom Biologie-Lehrer Sven Schumacher, an dem System getüftelt und gefeilt, bis alles reibungslos funktionierte. Ihr Exponat besteht aus einem etwa einen halben Quadratmeter großen Blumenkübel, in dem rosafarbene Geranien blühen, und einem schwarzen Wassertank. Von dort führt ein Schlauch mit einem Ventil zum Kübel. Das Ventil wird von einem Einplatinen-Computer in einer kleinen Plastikbox gesteuert, der Daten von einem Feuchtigkeitssensor verarbeitet und daraus die optimale Wassermenge berechnet.
Gar nicht so einfach. So liefert etwa der Feuchtigkeitsmesser analoge Messwerte. Also mussten die Jugendlichen einen Digitalwandler zwischenschalten, der die Daten an den Rechner leitet. „Das war ein schönes Gefühl, als wir endlich alles fertig hatten“, erzählt Annika Eggert, die in die neunte Klasse geht.
„Intelligent Selfsufficient Autonomous Agriculture“ – kurz Isaac – haben die Schüler ihr System genannt, zu Deutsch: „Intelligente unabhängige autonome Landwirtschaft“. Mit einem Vorrat von 100 Litern Wasser kann es die Blumen sechs Monate lang versorgen, erklären die cleveren Schüler.
Dass so etwas in ähnlicher Form bereits auf dem Markt ist, stört die Nachwuchsforscher nicht, im Gegenteil: „Unser Ziel ist, das Know-how allgemein zur Verfügung zu stellen. Für 500 Euro soll jeder so ein Beet nachbauen können“, erklärt Initiator Adrian Schoell.
Und die Jugendlichen haben noch weitere Ideen. Schon tüfteln sie an einer eigenen Strom- und Wasserversorgung für ihr Hochbeet. „Ein Solarpanel, um den nötigen Strom für die Anlage zu erzeugen, haben wir bereits“, erzählt Schoell. „Dann wollen wir noch ein System zum Sammeln von Regenwasser bauen und an den Tank anschließen.“
Zum Programmieren an die Universität
Der angehende Abiturient ist nicht der Einzige mit so viel Begeisterung in dem Team. Die jungen Leute haben das System nach dem Unterricht entwickelt – freiwillig. Die 17-jährige Liv Wachtel erzählt: „Mich haben Pflanzen schon immer interessiert. Und ich fand die Verbindung mit der Technik cool.“
Für ihren Auftritt auf der IdeenExpo haben sich die Jugendlichen etwas Besonderes ausgedacht. „Wir wollen in dem Beet Kräuter anpflanzen, die sich die Besucher mitnehmen können“, verrät die Schülerin. „Und jeder darf bei uns einmal selbst programmieren.“
Das Programm für den Bewässerungs-Computer hat Milan Kloiber geschrieben, der in die zehnte Klasse geht. Sein Know-how holte sich die Gruppe bewusst dazu, denn der 16-Jährige hat an der Universität Hannover Programmieren gelernt. „Ich mache schon lange bei der Gauß-AG mit, einem Ferienangebot der Uni“, erzählt er.
Programmieren steht erst seit kurzem auf dem Lehrplan der Gesamtschule. Das Interesse bei den Schülern ist groß. Denn dieses Wissen wird in der digitalen Fabrik der Zukunft mehr denn je gefragt sein.
Fakten zur IdeenExpo

- Die sechste IdeenExpo findet vom 10. bis 18. Juni 2017 auf dem Messegelände in Hannover statt.
- 250 Aussteller werden mit 600 Exponaten vor Ort sein; 650 Workshops in Physik, Chemie, Biologie und Technik sind vorbereitet.
- Auf der Mitmach- und Erlebnis- messe können junge Leute Berufe kennenlernen und experimentieren.