Lohr am Main/Garmisch-Partenkirchen. Hier ist der Himmel zum Greifen nah: Auf der Zugspitze, Deutschlands höchstem Gipfel (2.962 Meter), erforscht das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation, wie sich Regenwolken bilden. Mit Hochgeschwindigkeitskameras filmen die Wissenschaftler die Bewegungen winziger Wassertröpfchen in der Luft.
Dazu nutzt das in Göttingen ansässige Institut Antriebe und Kugelschienenführungen von Bosch Rexroth in Lohr am Main. Die Technik, die normalerweise Industrieanlagen steuert, führt am Berg einen Schlitten mit Messinstrumenten auf Schienen.
Per Hubschrauber wurde die 260 Kilo schwere Stahlkonstruktion zur Forschungsstation unterhalb des Zugspitzgipfels geflogen und im Freien installiert. Sie dient dazu, die Eigenbewegung der Wolke auszugleichen. Das ist für die Beobachtung wichtig. Professor Eberhard Bodenschatz vom Max-Planck-Institut erklärt: „Es ist wie im Film, wenn der Kameramann vom Fahrzeug aus einen Schauspieler aufnimmt, der rennt.“
Im Versuch auf der Zugspitze sieht das so aus: Der Schlitten beschleunigt mit 25 Metern pro Quadratsekunde, rast bei jedem Durchlauf sieben Meter weit und bremst abrupt ab. In einer Box weich gelagert und mit Scheibenwischer versehen, schießt jede der „mitfahrenden“ Kameras 20.000 Bilder pro Sekunde. „Nur so erwischen wir die Teilchen“, sagt Experte Bodenschatz.
Pro Fahrt sammeln die Geräte Zigtausende Daten. Diese werden auf dem Berg gesichtet und dann an den Großrechner nach Göttingen übertragen. Dort vermessen die Grundlagenforscher außerdem Wolken in einer Riesen-Plastikkugel – einem künstlich erzeugten Gebilde, das mit den Daten aus der Natur verglichen wird. Auch für diese Labore hat Bosch Rexroth Steuerungstechnik und Antriebe geliefert.
Ziel ist es, Modelle zu entwickeln, um zu berechnen, was in der Wolke passiert. „Diese Mischvorgänge sind wichtig für die Wetter- und Klimaforschung“, so Bodenschatz. „Damit wir in Zukunft besser vorhersagen können, wann und wo es regnet oder wo sich ein Unwetter zusammenbraut.“ Auf fünf Jahre ist die Versuchsreihe angelegt. Im Frühsommer, wenn die Wolken heftig wirbeln, ist die beste Zeit zum Messen.
Die Erkenntnisse aus der Turbulenzforschung sind übrigens auch für andere Branchen interessant: zur Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren in der Auto-Industrie.