Rheine. Seit Anfang März gibt es einen neuen Tarifvertrag für die 100.000 Beschäftigten der Textil- und Mode-Industrie. AKTIV sprach mit dem Vorsitzenden der Tarifkommission des nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsverbands, Jan Kettelhack, über das Ergebnis. Er ist Chef des Textilunternehmens Kettelhack in Rheine.
Was sind die wichtigsten Punkte des Abschlusses?
Ab August steigen die Reallöhne spürbar um 2,7 Prozent. Ab September 2018 kommen dann noch mal 1,7 Prozent hinzu. Das zeigt: Die Einkommensentwicklung für die Beschäftigten hat sich in den letzten Jahren durchaus positiv entwickelt. Der aktuelle Abschluss setzt diesen Trend fort.
Ihr Verhandlungsführer Wolfgang Brinkmann spricht von einer großen finanziellen Belastung für die Unternehmen.
Das stimmt. Aber trotzdem ist es uns gelungen, eine auf die Gesamtlaufzeit gesehen vertretbare Belastung zu erreichen. Die lange Laufzeit von zwei Jahren ist für die Unternehmen wichtig. Das ermöglicht ihnen eine bessere Planung der Unternehmensentwickung.
Gab es auch Änderungen beim Anspruch auf Altersteilzeit?
Ja. Die Aufstockungsbeträge wurden leicht erhöht. Alters- teilzeit wird so für einen größeren Belegschaftskreis interessant. Dafür konnte die für Unternehmen verpflichtende Quote beim Anspruch auf Altersteilzeit auf dem bisherigen Niveau gehalten werden. Sie liegt bei 2 Prozent der Belegschaft.
Was waren die „Knackpunkte“ in den Verhandlungen?
Das war sicherlich die erste Erhöhungsstufe von 2,7 Prozent. Da ist es uns nicht gelungen, bei unseren Verhandlungspartnern mehr Verständnis besonders für die angespannte Situation bei manchem Bekleidungsunternehmen zu erzeugen. Wir konnten das durch die lange Laufzeit, die niedrigere zweite Erhöhungsstufe und die vereinbarten Öffnungskauseln abmildern.
Wie schätzen die Unternehmen denn die Belastung ein?
Sie haben Verständnis. Die Belastung kann ja bei einer kritischen Unternehmenslage durch die Öffnungsklauseln angepasst werden. Langfristig dürfen aber die Personalkosten die Betriebe nicht überfordern. Die positive Entwicklung der Beschäftigungszahlen ließe sich dann nicht mehr halten.