Iserlohn/Hagen. Gute Nachrichten von der Metall- und Elektro-Industrie (M+E) in der Märkischen Region: Die Auftragsbücher sind gefüllt, die Stimmung ist glänzend. 17 Prozent der 141 Unternehmen mit insgesamt 15.400 Mitarbeitern, die an der Konjunkturumfrage des Märkischen Arbeitgeberverbands (MAV) teilgenommen haben, erwarten im ersten Halbjahr 2018 sogar noch bessere Geschäfte als derzeit. Zudem plant jedes vierte Unternehmen dann Neueinstellungen – und 15 Prozent wollen mehr junge Leute ausbilden.
Es scheint also alles optimal zu laufen. „Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt“, warnt der Unternehmer und MAV-Vorsitzende Horst-Werner Maier-Hunke: „So halten Sondereffekte wie niedrige Zinsen und der günstige Ölpreis die Konjunktur am Laufen.“ Doch das könne sich schnell wieder ändern: „Außerdem drohen neben dem Brexit und einer möglichen restriktiven Handelspolitik der USA neue Unsicherheiten.“
Zwar dürfte der größte Wirtschaftszweig der Region im nächsten Jahr weiter wachsen, aber: „Die Ertragslage kann da nicht mithalten“, so Maier-Hunke. Im Januar bezeichneten noch 84 Prozent der Betriebe sie als „gut“ oder „befriedigend“. Derzeit sind es 80 Prozent. „Parallel dazu stieg die Zahl der Firmen, die rote Zahlen schreiben oder sich an der Nullgrenze bewegen, auf 20 Prozent.“ Darauf müsse die Tarifpolitik Rücksicht nehmen.
Wie wichtig das ist, zeigt eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts vom September: Demnach bleiben den M+E-Betrieben im Schnitt nur 3,60 Euro von 100 Euro Umsatz nach Steuern in der Kasse. Somit liegen die Gewinne weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau von 2007 (4,70 Euro je 100 Euro Umsatz).
Dabei sind die aktuellen Herausforderungen für die Branche enorm. Viele Unternehmen müssen erhebliche Investitionen stemmen, um ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern, zum Beispiel für Industrie 4.0 und Digitalisierung, Elektroautos und autonomes Fahren. All das kostet viel Geld, das vorher erwirtschaftet sein will.
Mehr Geld für die gleiche Arbeitszeit – ist das gerecht?
Deshalb schaut die Branche mit Sorge auf die laufende Tarifrunde. Die Gewerkschaft IG Metall fordert Entgelterhöhungen von 6 Prozent und einen individuellen Anspruch auf Arbeitszeitverkürzung – mit Teillohnausgleich.
„Wenn die Gewerkschaft überzogene Entgeltzuwächse und obendrein Arbeitszeitverkürzungen durchsetzen will“, so der MAV-Vorsitzende, „dann werden Unternehmen eher im Ausland investieren.“
Was es mit der „verkürzten Teilzeit“ auf sich hat: Nach den Vorstellungen der IG Metall soll jeder Tarifbeschäftigte, der etwa Kinder erzieht oder Eltern pflegt, seine Arbeitszeit zeitweise auf bis zu 28 Stunden pro Woche reduzieren können – mit teilweisem Lohnausgleich.
Maier-Hunke: „Demnach würde der eine für die gleiche Arbeit mehr Vergütung bekommen als der andere. Das verstößt gegen den allseits anerkannten Grundsatz der Gleichbehandlung.“