Frankfurt. Leer gefegte Straßen, geschlossene Geschäfte, Menschen im Homeoffice und Betriebe, die Kurzarbeit angemeldet oder die Produktion sogar ganz eingestellt haben: Hessen in der Ausnahmesituation, ausgelöst durch die Coronapandemie.
In dieser außergewöhnlich schwierigen Lage verständigten sich die Verhandlungsgemeinschaft M+E Mitte und der IG Metall Bezirk Mitte am 26. März auf eine Einigung für die Tarifrunde 2020. Sie gilt für die rund 400.000 Beschäftigten in den gut 1.400 Unternehmen der Metall- und Elektro-Industrie in Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Tarifvertrag tritt rückwirkend zum 23. März 2020 in Kraft
Für Hessen haben die zuständigen Gremien des Arbeitgeberverbands Hessenmetall einstimmig die Übernahme des am 19. März erzielten Tarifabschlusses aus Nordrhein-Westfalen beschlossen (siehe Seite 6). Der Tarifvertrag tritt rückwirkend zum 23. März 2020 in Kraft und hat eine Mindestlaufzeit bis zum 31. Dezember 2020.
Er sieht keine Erhöhungen der Entgelte und Ausbildungsvergütungen vor. Allerdings enthält das Tarifergebnis neue tarifliche Instrumente zur Abfederung sozialer Härtefälle bei Kurzarbeit, zur Bewältigung von Engpässen in der Kinderbetreuung wegen der Schul- und Kita-Schließungen und zum Umgang mit Beschäftigungsausfällen.
„Der Tarifabschluss gewährt unseren Mitgliedsunternehmen in diesen unsicheren Zeiten Planungssicherheit bis Ende des Jahres“, erklärte Thomas Brunn, Verhandlungsführer von M+E Mitte und Hessenmetall, nach dem Beschluss.
Der Finanzierungsbetrag in Höhe von 350 Euro je Vollzeitbeschäftigten könne zur Abminderung sozialer Härtefälle bei Kurzarbeit verwendet und auf betriebliche Zuschüsse zum Kurzarbeitergeld angerechnet werden oder im Rahmen der Differenzierung aus wirtschaftlichen Gründen auch entfallen.
Pandemie stellt deutsche Volkswirtschaft vor große Herausforderung
Durch die Wiedereinführung des Tarifvertrags Zukunft in Arbeit können das Kurzarbeitergeld der Beschäftigten durch Verwendung von tariflichen Sonderzahlungen erhöht und die tariflichen Remanenzkosten der Mitgliedsunternehmen gemindert werden.
Brunn: „Aufgrund der Pandemie steht die deutsche Volkswirtschaft und damit auch die hessische M+E-Industrie vor der größten Herausforderung der letzten Jahrzehnte. Angesichts dieser vielerorts existenzbedrohenden Situation für die M+E-Unternehmen und ihre Beschäftigten stellt der Tarifabschluss, der Liquidität und Beschäftigung sichern hilft, eine angemessene und krisengerechte Einigung dar, auch wenn wir uns eine längere Laufzeit gewünscht hätten.“