Salzgitter. Sie nennt den Zug „mein Baby“, spricht von „viel Herzblut“ und gibt zu, „glücklich zu sein“. Doch Tanya Altmann muss langsam Abschied nehmen von „ihrem Baby“. Sie ist Projektleiterin bei Alstom in Salzgitter. 16 von insgesamt 29 Neufahrzeugen des Typs Coradia Continental konnte der Verkehrsverbund Mittelsachsen nun in Empfang nehmen. Für Alstom Salzgitter ist damit der erste Baustein eines Großprojekts umgesetzt. Zwei Jahre hatten sie dafür Zeit.
Zusammen mit Tanya Altmann arbeiteten Entwickler, Techniker, Konstrukteure, Facharbeiter und Einkäufer daran, dass alles nach Wunsch gelingt. „Wir waren ein buntes 15-köpfiges Team“, sagt die Projektleiterin und betont das Wort „Team“ besonders. „Denn nur so ist ein solcher Auftrag erfolgreich umzusetzen – es ist mehr als Dienst nach Vorschrift.“ Um das Wir-Gefühl zu stärken, traf sich die Gruppe auch mal am Wochenende. So ging es zu Wandertouren in den Harz.
Wandern für die besten Ideen? Allein für die Technik war es nicht von Nachteil: Die Züge ermöglichen an allen Bahnsteigen niveaugleichen Einstieg. Durch die Verlagerung der Antriebsausrüstung auf das Dach bleibt mehr Platz für eine geräumige Innenausstattung. Das werden bis zu 460 Fahrgäste pro Zug zu schätzen wissen. Außerdem können die Triebzüge beim Bremsen bis zu 30 Prozent der Energie ins Netz zurückspeisen.
Mehr als 2.200 Fahrzeuge aus der Coradia-Familie haben die Salzgitteraner in den letzten 30 Jahren verkauft. 150 Millionen Euro bezahlt der Verkehrsverbund Mittelsachsen für die neuen 29 Züge. Er stellt sie der Mitteldeutschen Regiobahn als Betreiber zur Verfügung.
Hersteller Alstom hat dabei ein Gesamtpaket geschnürt: Er erledigt für die kommenden 16 Jahre die Instandhaltung. „Auch das übernehmen wir“, sagt Björn Günther. Er ist der Alstom-Projektleiter „Instandhaltung“. Zu ihm kommen also die Fahrzeuge in Zukunft regelmäßig zurück ins Depot und werden auf Herz und Nieren gecheckt. „Das Gesamtpaket hat den Kunden überzeugt“, bestätigt auch Christoph Engelke, Gesamtprojektleiter bei Alstom.
Also sollte Tanya Altmann ihr Baby irgendwann wiedersehen – vielleicht ja beim Betriebsausflug mit ihrem Team. Schließlich gibt es ja auch in Mittelsachsen schöne Wanderwege.