Viele kennen das: Man entdeckt irgendein altes Teil, zum Beispiel beim Sperrmüll. Und hat schnell eine Idee, wie man daraus etwas Neues machen kann. So ähnlich geht es Michael Cieslik in seinem Job oft: Bei Südöl in Eislingen findet er Lösungen, um aus verschiedenen Altölen wieder wichtige Produkte zu machen – zum Beispiel Schmieröle für Maschinen. „Ich liebe die besonderen Herausforderungen“, sagt er.

Leute mit diesem Job optimieren den Ressourcenfluss

Auf seiner Visitenkarte steht: Stoffstrommanager. Noch nie gehört? Kein Wunder, der Beruf ist eher selten. Er wird aber immer wichtiger: weil Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz entscheidende Wettbewerbsvorteile sind. Stoffstrommanager entwickeln Konzepte, um den Material- und Ressourcenfluss im Betrieb zu optimieren. Dazu gehört es zum Beispiel, Rohstoffe zu sparen und für Abfälle eine ideale neue Verwendung zu finden.

Cieslik hat Energie- und Recycling-Management an der Hochschule Nürtingen studiert und arbeitet seitdem bei Südöl. Beim aktiv-Besuch zeigt der 43-Jährige auf die großen Tanks, die überall auf dem Werkgelände stehen: „Da sind die verschiedensten Altöle drin, Hydrauliköl, Getriebeöl, Schmieröl und viele mehr.“

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Knifflige Projekte mag er besonders gern

Der größte Tank fasst 2.000 Kubikmeter. Darin landen Emulsionen: Gemische aus Öl und Wasser. „Der Tank ist isoliert und beheizt“, erklärt Cieslik, „so trennt sich das Öl besser vom Wasser.“

Knifflige Projekte mag der Mann besonders. So kommen zu ihm zum Beispiel Firmen, die einen großen Tank zurückbauen wollen – aber nicht wissen, was genau da eigentlich drin ist, weil jahrelang verschiedene Ölabfälle eingefüllt wurden. Solche Probleme können Cieslik und seine Kollegen oft lösen. Und sogar neue Wertschöpfung daraus generieren!

„Zuerst analysieren wir Proben von solchen Abfällen in unserem Labor“, schildert er. Wenn Laborleiter Richard Haas mit seinem Team die genaue Zusammensetzung herausgefunden hat, entwickelt Cieslik mit seinen Kollegen eine Lösung für den Kunden und das eigene Unternehmen – eine Win-win-Situation: „Es geht darum, die optimale Aufbereitung für jeden Stoffstrom zu finden.“

Altöl durchläuft auf dem Firmengelände mehrere Stufen der Aufbereitung

„Aus einem ölhaltigen flüssigen Abfall wird ein Produkt, das jemand unbedingt haben will.“

Michael Cieslik, Stoffstrommanager

Es geht eben um den Stoffstrom: Aus dem Abfall wird zum Beispiel Basisöl als Grundlage für Schmierstoffe und Motoröle oder Fluxöl für Bitumenbahnen und den Straßenbau. Cieslik fasst es so zusammen: „Aus einem ölhaltigen flüssigen Abfall, den jemand unbedingt loswerden möchte, wird ein Produkt, das jemand anders unbedingt haben will.“

Der Kunde bekommt auf Wunsch ein Komplettangebot mit Abpumpen und Reinigung des alten Tanks. Auf dem Südöl-Gelände durchlaufen die gesammelte Emulsion, das Öl-Wasser-Gemisch, sowie das Altöl dann mehrere Stufen der Aufbereitung. Einer der wichtigsten Schritte ist das Destillieren. Im Kontrollraum überwachen Ciesliks Kollegen die Abläufe an Monitoren.

Es geht um Nachhaltigkeit und Wertschöpfung

Das frische, helle Basisöl, welches am Ende wieder rauskommt, sieht fast aus wie flüssiges Gold. Für Cieslik ist es das im Grunde auch. Seine Arbeit findet er nicht nur aus Nachhaltigkeitsgründen interessant: „Es geht um die Wertschöpfung.“

Geduld und Hartnäckigkeit zahlen sich da aus: „Immer wieder können wir Großprojekte für uns gewinnen“, erzählt Cieslik. „Diese stammen aus Havarien oder Versicherungsfällen und bereiten unserer Kundschaft Sorgen. Wir lösen diese Probleme stets nach dem Motto: Sauber, pünktlich, zuverlässig.“

Deshalb geht Cieslik jeden Tag aufs Neue motiviert zur Arbeit. Egal, ob ein Kunde nur einen Liter-Kanister loswerden will oder das Tausendfache: Er nimmt sich erst mal Zeit.

Die nächste Dienstreise führt ihn zu einem Binnenschiff – mit einer Ladung, die vielleicht ein Fall für Südöl ist: „Mal sehen, was wir daraus machen können.“

Das Unternehmen

  • Südöl ist ein Tochterunternehmen des Schmierstoff-Spezialisten Zeller+Gmelin – und auf dem gleichen Werkgelände in Eislingen an der Fils (Kreis Göppingen) beheimatet.
  • Rund 80 Beschäftigte arbeiten für das Unter- nehmen Südöl, auch in der Logistik.
  • Mit 24 Lkws sammelt Südöl laufend Altöle in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz ein und bereitet sie zu neuen Produkten auf.
Barbara Auer
aktiv-Redakteurin

Barbara Auer berichtet aus der aktiv-Redaktion Baden-Württemberg vor allem über die Chemieindustrie. Nach dem Studium der Sozialwissenschaft mit Schwerpunkt Volkswirtschaftslehre volontierte sie beim „Münchner Merkur“. Wenn Barbara nicht für aktiv im Einsatz ist, streift sie am liebsten durch Wiesen und Wälder – und fotografiert und filmt dabei, von der Blume bis zur Landschaft.

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