München. Wirtschaftlicher Erfolg und zusätzliche Arbeitsplätze stärken den ländlichen Raum. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie, die die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) jetzt herausgegeben hat.

Darin gehen die Experten des Beratungsunternehmens IW Consult der Frage nach, warum in bestimmten bayerischen Gemeinden die Bevölkerungszahlen explodieren, während die Menschen aus anderen Kommunen abwandern. Wichtigste Erkenntnis: Ob eine Gemeinde schrumpft oder wächst, hängt ganz wesentlich von strukturellen Faktoren ab – und nicht in erster Linie von der ursprünglichen Größe der Gemeinde.

Ein Blick in die Bevölkerungsstatistik zeigt: Bayernweit schrumpfen 43 Prozent aller Gemeinden. Klingt erst mal wenig – tatsächlich ist es aber so, dass genau in diesen Gemeinden bisher die Mehrheit aller Bayern wohnt, nämlich 57 Prozent der Einwohner.

Verlassen sie ihren bisherigen Wohnort, hat das enorme Auswirkungen auch auf die dortigen Betriebe. Diese suchen landauf, landab händeringend Fachkräfte. In Zukunft dürfte sich aufgrund des demografischen Wandels diese Herausforderung weiter verschärfen.

Arbeitsplätze in der Industrie sind ein wesentlicher Standortfaktor für eine Kommune

Doch dagegen kann man etwas tun, sagt die Studie. Etwa, indem man Regionen attraktiv gestaltet und das Bildungsangebot, insbesondere an Hochschulen, ausweitet. Hier macht der Freistaat bereits vieles richtig, urteilt die vbw: „Die Dezentralisierung der Hochschulen ist gerade angesichts des Fachkräftemangels von großer Bedeutung“, sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw. „So können junge Menschen in der Region gehalten und externe Studenten angezogen werden, die später als Arbeitskräfte in der Region bleiben.“

Trotz des Fachkräftemangels gilt: Eine Kommune entwickelt sich dann besonders positiv, wenn sie wirtschaftlich erfolgreich ist und ein breit gefächertes Angebot an Arbeitsplätzen vorhalten kann. Handelt es sich dabei um Industriearbeitsplätze, ist der Effekt besonders groß. Damit Unternehmen sich allerdings für einen Standort entscheiden, müssen die Verantwortlichen in der Gemeinde die Rahmenbedingungen entsprechend gestalten.

Neben kleinen und mittleren Unternehmen zahlt insbesondere die Anzahl von Großunternehmen darauf ein, dass Menschen in die Region ziehen. Denn die Großunternehmen strahlen auf das Umland aus und animieren weitere Firmen und Handwerksbetriebe, sich anzusiedeln.

Diese Strahlwirkung reicht allerdings je nach Region unterschiedlich weit, ermittelt die Studie. In der Metropole München etwa ist der Radius deutlich größer als im Großraum Nürnberg/Erlangen.

Was aber ist mit Gemeinden, die weder ausreichend Gewerbebetriebe vorweisen noch Hochschulstandort sind? Auch das muss laut Studie kein Problem sein: Es kann auch eine Strategie sein, sich als reiner Wohnort zu etablieren. Das setzt allerdings etwa eine hervorragende Verkehrsanbindung an die Metropolen voraus. Und zwar sowohl über Fernverkehrsstraßen als auch per öffentlichem Nahverkehr.

Digitalisierung hebt die Grenze zwischen Wohnort und Arbeitsort auf

Und die Gemeindem müssen den Einwohnern etwas bieten: eine ausreichende Gesundheitsversorgung, gute Bildungseinrichtungen sowie Kultur- und Freizeitveranstaltungen. Auch bessere Vernetzung hilft: Sowohl zwischen Betrieben als auch zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Dies eröffne den Zugang zu neuen Technologien und zahle auf den wirtschaftlichen Erfolg ein.

Insbesondere in der Digitalisierung sieht die vbw große Chancen, den ländlichen Raum weiter zu stärken. Hauptgeschäftsführer Brossardt stellt dazu fest: „In einer digital vernetzten Welt wird der physische Standort eines Betriebs immer unwichtiger.“