Köln. Wo entstehen die Ideen von morgen? In den USA fällt da der Blick auf das Silicon Valley in Kalifornien, mit Firmen wie Apple, Google, Intel, Tesla. Doch die Innovationskraft wirkt relativ schwach in andere Regionen hinein, das ist Amerikas Problem. Dort hat die Industrie, mit ihren Wertschöpfungsketten und Forschungsverbünden, nur halb so viel Gewicht wie in Deutschland.
Wie sich bei uns der Drang nach Neuem regional verteilt, zeigt jetzt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im „Innovationsatlas 2017“. Mit Blick auf Pendlerströme und wirtschaftliche Verflechtung hat es 85 „Wirtschaftsräume“ definiert und auf ihre Innovationskraft untersucht. Konkret zum Beispiel auf die Patentanmeldungen. Ergebnis: Es gibt mehrere Hochburgen – mit viel Wirkung in die Fläche.
Für die Erstanmeldungen beim Deutschen Patentamt sorgen nicht Garagentüftler, sondern hinter 93 Prozent stehen Firmen. Ganz vorn liegen Stuttgart mit 577 Patenten je 100.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, Ingolstadt (486), München (462), Bodensee/Lindau (391) und Wolfsburg (323 Patente).
Überall dort steht das Stammwerk mindestens eines großen Autoherstellers oder -zulieferers. Davon profitieren auch andernorts Firmen, hinzu kommen innovationsstarke Cluster weiterer Branchen wie Chemie und Maschinenbau. Besonders innovativ sind weite Teile Süddeutschlands. Aber auch die Achse vom Bergischen Land bei Köln über Ostwestfalen bis hin zur Region um Wolfsburg, zudem der Südosten Thüringens.
Ermittelt hat das IW für jede Region zudem die Ausgaben der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung. Hier sticht auch Hessen hervor, findet sich mit 2,4 Prozent der Wertschöpfung auf Platz drei knapp hinter Bayern (2,7) und hinter Baden-Württemberg (4,3 Prozent).
Bundesweit liegt der Wert knapp über dem EU-Ziel von 2 Prozent. In vielen anderen EU-Staaten wird es verfehlt. Aber die IW-Studie zeigt auch Handlungsbedarf: „Drei Viertel aller deutschen Wirtschaftsräume erreichen die Zielvorgabe noch nicht.“