Fünf Jahre nach Fukushima warten Eon, RWE, EnBW und Vattenfall noch immer auf die Wende zum Besseren. Mit Häme verfolgt das keiner mehr: Dass Stromkonzerne Gegenstand von Glaubenskriegen waren, ist lange vorbei; Präsident ihres Spitzenverbands BDEW ist inzwischen ein ehemaliger Anti-Atom-Aktivist aus Gorleben.

Seit jenem 11. März 2011 wurden 9 von 17 deutschen Kernkraftwerken abgeschaltet, bis 2022 soll auch das letzte vom Netz gehen. Jetzt sind der Rückbau der Meiler sowie die Endlagerung der Abfälle zu meistern – und das wird bis 2099, wenn diese Herausforderung im Wesentlichen gestemmt ist, wohl an die 170 Milliarden Euro kosten. Das können die vier Betreiberfirmen nicht schultern: Der Atomausstieg hat ihnen Teile jener Substanz genommen, aus der sie die Altlasten finanzieren wollten.

Voraussichtlich im April wird eine Regierungskommission festlegen, wie viel die Konzerne wirklich zahlen. Für das meiste wird der Staat einspringen müssen. Zu groß ist die Furcht, dass die Stromriesen bei diesem Kraftakt in die Knie gehen; dafür mehrten sich zuletzt die Gefahrenhinweise an den Finanzmärkten.

Und so ein Kompromiss ist in Ordnung. Das Argument, die Branche habe lange an der Kernkraft verdient und wälze jetzt Verluste ab, greift zu kurz. Denn es war die Politik, nicht die Stromwirtschaft, von der einst das Ja zur Atomkraft ausging – so wie, nach dem GAU von Fukushima, das abrupte Kommando zurück.

Das viel zitierte Verursacherprinzip gilt auch für die Architekten der Energiewende. Sie müssen die Kosten ihrer Entscheidung endlich ehrlich rechnen. Alte Feindbilder zu beleben, hilft nicht weiter.