Köln. In der Corona-Krise ist der Schwerlastverkehr auf unseren Straßen zeitweise um die Hälfte zurückgegangen. Auch die Metall- und Elektro-Industrie transportierte deutlich weniger als sonst. Dennoch ist klar: Die Straßen müssen auf lange Sicht immer mehr Verkehr verkraften.

25.000  Quadratmeter Fläche mit Straßen, Brücken und tunnelähnlichen Anlagen

Das fordert die Straßen-Spezialisten heraus: Im besten Fall ist der Belag lange haltbar, kostengünstig und auch noch umweltfreundlich. An all diesen Eigenschaften arbeitet die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) auf ihrem weltweit einzigartigen Versuchsgelände am Kölner Autobahnring seit 2017.

13 Millionen Euro hatte der Bund hier reingesteckt, um auf 25.000 Quadratmeter Fläche Straßen, Brücken und tunnelähnliche Anlagen zu schaffen. Die Bilanz nach drei Jahren fasst Professor Ulf Zander, Leiter der Abteilung Straßenbautechnik bei der BASt, so zusammen: „Die Möglichkeiten, die wir hier haben, sind hervorragend, das war für uns ein Meilenstein.“

Auch Industrie-Unternehmen nutzen das weitläufige Gelände

Auf dem Gelände werden Belastungen durch den Verkehr im Zeitraffer gemessen. Eines der wichtigsten Werkzeuge ist der „Mobile Load Simulator MLS 30“: Das orange Ungetüm hat schon viele Millionen Mal Asphaltschichten, Betonplatten und Fugen überrollt.

Zander freut besonders, dass die Industrie selbst das Gelände intensiv nutzt. Neuestes Beispiel ist das Projekt „Entspannter Hybrid“, bei dem zusammen mit dem Baukonzern Strabag ein neuer Aufbau für die Erneuerung einer Straße untersucht wird. Eine Betonstraße, die schon viele Jahre hinter sich hat, wird bei dieser Methode zunächst „entspannt“, also durch eine Spezialwalze zertrümmert – und dann mit einer Asphaltschicht überbaut.

Der Traum von der „selbsheilenden Straße“

Die Forscher wollen ermitteln, wie dick diese Asphaltdecke sein muss, damit wieder eine haltbare Fahrbahn entsteht. Die Technik ist kostengünstig, weil die alte Befestigung mit verwendet werden kann. Zudem dauert die Baumaßnahme dann nicht so lange wie bei einer kompletten Erneuerung. Ob das am Ende aber funktioniert, ist ungewiss. Und die Entwicklung kann dauern. Wie beim „Healroad“, der selbstheilenden Straße. Durch die Erwärmung feiner Stahlpartikel im Asphalt sollen winzige Risse darin geschlossen werden, bevor es zu größeren Schäden kommt. Doch bisher waren die Effekte zu gering, die Kosten zu hoch.

Nun startet eine holländische Firma einen neuen Anlauf, mit Schlacken statt Stahlpartikeln. „Das senkt die Kosten, damit muss der Effekt nicht so groß sein. Im Labor hat die Methode gute Ergebnisse gebracht, deshalb werden wir uns an ,Healroad 2‘ auch beteiligen“, so Zander. Und wenn die Straße dem Ungetüm MLS 30 standhält, hat sie den Härtetest geschafft.