Berlin. In den vergangenen Jahren mit allgemein sehr niedrigen Zinsen erfreuten sie sich keiner großen Beliebtheit mehr: Bausparverträge. Schließlich bekam man zur Finanzierung der eigenen vier Wände auch Bankdarlehen für kaum 1 Prozent Zinsen – solche Kredite waren damit sogar günstiger als die guten alten Bauspardarlehen.
Das hat sich geändert! Mittlerweile liegen die Baufinanzierungszinsen bei den Banken zwischen 3,5 und 4,5 Prozent, während Kredite über Bausparverträge weiterhin für 1,5 bis 2,5 Prozent zu haben sind. Und daher starten diese nun wieder durch: Das Neugeschäft der Bausparkassen hat in den vergangenen Monaten stark angezogen.
23,9 Millionen laufende Bausparverträge gab es im Jahr 2021 in Deutschland.
Quelle: Verband der Privaten Bausparkassen
Niedrige Zinsen lassen sich jetzt für die Zukunft festschreiben
Für Immobilienkäufer in spe bieten Bausparverträge nämlich einen großen Vorteil: „Sie konservieren die immer noch recht niedrigen Zinsen für die Zukunft.“ So sagt es Jörg Sahr von der Stiftung Warentest. Denn die Zinsen für das Bauspardarlehen, das erst nach Beendigung der oft sehr langen Ansparphase abgerufen wird, werden schon beim Vertragsabschluss festgeschrieben.
Bausparverträge punkten aber noch aus anderen Gründen. „Wer es mithilfe eines Bausparvertrags schafft, das zusätzlich für die Finanzierung nötige Bankdarlehen auf unter 80 oder sogar unter 60 Prozent des Immobilienwerts zu begrenzen, zahlt dann oft auch für das Bankdarlehen niedrigere Zinsen“, erklärt Sahr. Dieser Vorteil werde häufig unterschätzt, könne aber eine fünfstellige Ersparnis bringen.
Dazu muss man wissen, dass der Bausparvertrag in der Regel nur ein Bestandteil der gesamten Immobilienfinanzierung ist, er sollte etwa 20 bis 40 Prozent des Kaufpreises beitragen. Denn so ein Darlehen muss in relativ kurzer Zeit von sieben bis zwölf Jahren getilgt werden, deshalb sind die monatlichen Raten zur Rückzahlung entsprechend hoch.
Bausparer dürfen auch beliebig hohe Sondertilgungen leisten. Dies ist bei Bankkrediten meistens nur eingeschränkt möglich.
Ein Bausparkredit kann auch für Sanierungen sinnvoll sein
Wer nur ein kleineres Darlehen benötigt, zum Beispiel für eine energetische Modernisierung, kann mit einem Bausparvertrag ebenfalls die richtige Wahl treffen. „Banken verlangen für Darlehen unter 50.000 Euro oft höhere Zinsen“, sagt der Experte. „Oder sie bieten dafür statt eines Hypothekendarlehens nur einen teureren Ratenkredit an.“ Anders ist das bei den Bauspardarlehen: Hier gelten die günstigen Zinsen auch für niedrigere Beträge.
Vor allem für junge Sparer und Berufseinsteiger ist schließlich die Wohnungsbauprämie interessant, mit der der Staat das Bausparen fördert und die man schon ab 16 einstreichen kann. Maximal 70 Euro Prämie pro Jahr gibt es für Alleinstehende, wenn ihr zu versteuerndes Jahreseinkommen 35.000 Euro nicht übersteigt (das Jahresbrutto kann also durchaus höher liegen). Für Verheiratete gelten die doppelten Werte, also 140 Euro Prämie für zu versteuernde Einkommen bis zu 70.000 Euro.
Wer sich für einen Bausparvertrag entscheidet, sollte sich jedoch ziemlich sicher sein, dass er das Darlehen später auch tatsächlich nutzen will. Denn: „Die Guthabenzinsen während der Ansparphase sind sehr niedrig“, erläutert Sahr. Wird das Darlehen dann nicht abgerufen, bleibt am Ende also nur ein sehr schlecht verzinster Sparvertrag – bei dem die Rendite durch die Abschlussgebühr sogar ins Negative dreht.
So eine Gebühr ist erlaubt, 1,0 bis 1,6 Prozent der Bausparsumme sind üblich. Sonstige Kontoführungsgebühren, Jahresentgelte oder Servicepauschalen muss man aber nicht mehr akzeptieren – sie sind laut Bundesgerichtshof-Urteilen in der Ansparphase ebenso unzulässig wie in der Darlehensphase.
Möchte man nun einen Bausparvertrag abschließen, sollte man zunächst gründlich vergleichen, da sich die Tarife der Anbieter in vielen Details unterscheiden. Eine unabhängige Beratung etwa bei den örtlichen Verbraucherzentralen kann weiterhelfen.
Waltraud Pochert hat bei aktiv vor allem Verbraucherthemen aus dem Bereich der privaten Finanzen sowie Recht und Steuern im Blick. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre in Köln startete sie ihre berufliche Laufbahn bei einem großen Wirtschaftsmagazin, bevor sie als freie Journalistin tätig wurde. In ihrer Freizeit ist sie gern sportlich unterwegs, vor allem mit dem Fahrrad.
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