Wieder einmal macht die Landesregierung einen neuen Vorstoß zu einer bundesweiten Anti-Stress-Verordnung. Dahinter steckt der unverhohlene Vorwurf, Arbeit sei die Ursache für psychische Erkrankungen. Macht Arbeit tatsächlich krank? Dieser Generalverdacht hilft in der Debatte nicht weiter. Psychische Erkrankungen haben nie nur eine Ursache, auch das private Umfeld ist ein entscheidender Faktor.
Der Umgang mit dem Thema „Burn-out“ ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Unternehmen in Nordrhein-Westfalen nehmen das sehr ernst. Sie haben ein hohes Interesse an gesunden Mitarbeitern. Betriebliches Gesundheitsmanagement rückt immer mehr in den Vordergrund. Denn nur Mitarbeiter, die sich im Betrieb wohlfühlen, sind leistungsfähig.
Ohnehin ist viel geschehen im gesetzlichen Arbeits- und Gesundheitsschutz, der als normengebender Rahmen viel bewegt hat. Auch deshalb sind weitere Regelungen, Gesetze oder gar eine Anti-Stress-Verordnung kaum geeignet, die komplexen Ursachen psychischer Erkrankungen zu bekämpfen. Am Ende schaffen sie nur mehr Bürokratie, statt den Betroffenen wirklich zu helfen.