Am Standort Deutschland vollzieht sich schleichend ein dramatischer Substanzverlust. Branchen wie Chemie, Metallverarbeitung, Papier oder Glas investieren seit Jahren weniger in ihre Anlagen, als sie abschreiben. Seit 2010 ist das Bruttoanlagevermögen dieser Branchen um 8,7 Prozent gefallen, so eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft. Denn viele energieintensive Unternehmen fürchten um ihre Wettbewerbsfähigkeit – wegen der zu erwartenden strengeren Vorgaben im europäischen Klimaschutz.

Nicht wenige dieser zum Teil hoch spezialisierten Betriebe dürfte es wohl bald bei uns nicht mehr geben, wenn das so weitergeht. Das wäre ein schwerer Schlag für Deutschland, zu dessen wirtschaftlichem Erfolg energieintensive Unternehmen beitragen.

Der Klimaschutz leidet, wenn Industrieproduktion abwandert

Aber auch der Klimaschutz würde leiden, sollte die entsprechende Produktion an Länder verloren gehen, in denen nicht so scharfe Auflagen gelten. Denn dann würden die Emissionen am Ende nicht vermindert, sondern nur verlagert.

Zu erreichen sind die Klimaschutzziele der EU nur, wenn heimische Unternehmen in Anlagen und Prozesse investieren, die mit weniger CO2-Ausstoß als bisher verbunden sind. Dafür aber brauchen sie die Gewissheit, dass diese Ausgaben sich langfristig rechnen. Politische Lösungsansätze für dieses Problem gibt es zwar. Für vernünftige Rahmenbedingungen kann Deutschland aber nicht allein sorgen, sondern nur gemeinsam mit den anderen EU-Staaten. Die Zeit drängt!