Köln. Heute schon am Rad gedreht? Genauer gefragt: „gespinnt“? Überall auf Schulhöfen, Spielplätzen und sogar in Bussen drehen derzeit Kinder „Fidget Spinner“ (engl. „fidget“ für zappeln, „spinner“ für Kreisel), kleine Handdrehscheiben mit Kugellager.

Sie rotieren auf Fingerkuppen und Zehen. Sogar auf der Nasenspitze finden sie Platz. Werden sie langsamer, verlieren sie nach einiger Zeit das Gleichgewicht und fallen herunter – dann geht der ganze Spaß von vorn los.

Und die Dinger sind äußerst begehrt. Über 1 Million Euro haben die Deutschen laut dem Handelsverband Spielwaren in Köln (BVS) mittlerweile für die coolen Dreher ausgegeben. „Nach Pokémon Go im letzten Jahr ist der Fidget Spinner der Sommertrend des Jahres“, sagt Eva-Maria Kusch vom BVS.

Mittlerweile verabreden sich Kids zu Kunststücken und Tricks – in ihrer Freizeit oder in der Pause. Dort sirren die bunten Zappel-Propeller um die Wette, manche leuchten neonfarben, glitzern oder haben die Form von Fledermäusen und Wurfsternen.

Neue Tricks, um sich in Fingerfertigkeit zu üben, findet man online – in mehr als 50.000 Videos. Die halten den Spinner-Hype derzeit am Laufen.

Währenddessen sucht der Handel händeringend Nachschub. Auf der Online-Plattform Zentrada, über die Händler unter anderem Spielwaren ordern, tauchten bei 60 Prozent der Bestellanfragen in den letzten Wochen die Mini-Drehscheiben auf. Und beim Handelsunternehmen ak Tronic Software & Services in Saerbeck (Münsterland), das eigentlich Wiederauflagen von Computer- und Konsolenspielen vertreibt, verlassen täglich 50.000 Spinner das Lager.

Experten sprechen dem Kreisel durchaus positive Wirkungen zu. „Drehende Bewegungen beruhigen und machen es einfacher, sich zu konzentrieren“, sagt der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut Bernhard Moors aus Viersen am Niederrhein. Er sieht die Spinner ähnlich wie Jojo, Finger-Skateboard oder den klassischen Kreisel als nettes Spielzeug, das Fingerfertigkeit und Aufmerksamkeit erhöht: „Besser, die Kinder spielen damit, als dass sie dauernd auf dem Smartphone herumtippen.“

Das hat dem Finger-Spinner allerdings zum Durchbruch verholfen. Anfang April lud ein junger Youtuber eine Bastelanleitung hoch: In zehn Minuten entstand ein Spinner aus Inliner-Kugellagern, Alleskleber und Turnschuh-Schnürsenkeln. Millionen teilten das Video. Auch so kann Technik Jugendliche begeistern!