Wittenberg. Wenn René Schaupp eine Falte entdeckt, ist es schon um sie geschehen. Glatt und gleichmäßig muss die Gummischicht im zylinderförmigen Behälter sein, der bald als Kesselwagen auf der Schiene Salzsäure transportiert. Der spezielle Gummi reagiert im Gegensatz zu blankem Stahl nicht mit der aggressiven Chemikalie.

Schaupps Arbeit bei Tip Top Oberflächenschutz Elbe in Wittenberg (Sachsen-Anhalt) erinnert ans Tapezieren: Lange, schwere Bahnen blasenfrei aufs vorbehandelte Metall aufbringen und anrollen. Alles unter erschwerten Bedingungen, denn aufrecht stehen geht im Kessel nicht.

Vulkanisieren bei 110 Grad und Überdruck

„Wir beschichten aktuell 45 Kessel für den Bahntransport“, erklärt Werkleiter Chris Rauch. Zwei Arbeiter benötigen ungefähr zweieinhalb Tage für einen Kessel, dann wird er in den über 14 Meter langen Vulkanisationsofen, den sogenannten Autoklaven, geschoben und der Gummi bei 110 Grad Celsius und Überdruck vulkanisiert. So hält der Kessel 15 Jahre und länger dicht.

Werksgummierung ist das Geschäftsfeld der knapp 150 Beschäftigten in Wittenberg: neue Produkte ebenso wie die Aufarbeitung verschlissener Teile. Die benötigten Gummisorten sind alle Eigenentwicklungen.

„Wir beschichten auch Pumpen, Container, Walzen, Rohrleitungen, Behälter für Chemieanlagen und vieles mehr“, so Rauch. Optimale Beständigkeit ist ein Ziel: Die richtige Gummierung schützt dauerhaft vor Korrosion, wirkt gegen mechanische und thermische Beanspruchung. „Bei Rollen und Trommeln für Förderbänder sorgt der Gummi für gute Transporteigenschaften und deutlich weniger Lärm“, sagt Rauch und weist auf eine 2,80 Meter hohe tonnenschwere Trommel, die in einem Bergwerk in Chile eingesetzt wird.

„Unser Segment Oberflächenschutz, zu dem auch der Bereich Werksgummierung gehört, ist auf dem Weltmarkt die Nummer eins“, sagt Geschäftsführer Daniel Keßler, der am Hauptsitz des Unternehmens in Wirges (Rheinland-Pfalz) sein Büro hat.

Von dort aus leitet er auch das zweite globale Geschäftsfeld von Tip Top Elbe: Beschichtungen für Industrieanlagen. Das sind zum Beispiel Auskleidungen mittels Ausmauerung, Gummierung oder Thermoplastüberzüge.

Ob Kanalbeschichtungen in Kanada, Ausmauerungen in Usbekistan, das Auskleiden von Erzaufbereitungsanlagen in Australien: „Mit unserem Know-how helfen wir der Industrie, nachhaltig und umweltgerecht zu produzieren“, so Keßler, dessen Firma die Hälfte des seit Jahren wachsenden Umsatzes im Ausland erzielt.

Konzernmutter Rema Tip Top aus Poing bei München beschäftigt weltweit mehr als 5.500 Mitarbeiter mit Services, Forschung und Produktion in der Förder- und Aufbereitungstechnik sowie der Reifenreparatur.