Frankfurt. Die Restaurants sind zu, der Urlaub ist abgesagt. Und eine Shopping-Tour durch Geschäfte? Die hat auch schon mal mehr Spaß gemacht. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen schlagen voll auf die Stimmung und Konsummöglichkeiten der Verbraucher in Deutschland durch. Die Menschen bleiben häufiger daheim, geben weniger Geld aus – und parken dafür mehr davon auf ihren Sparkonten.
Die aktuellen Bedingungen laden die Verbraucher nicht zum Geldausgeben ein
Nach einer Studie der DZ Bank in Frankfurt dürfte in Deutschland die Sparquote, also der Anteil des verfügbaren Einkommens, den die privaten Haushalte zurücklegen, in diesem Jahr auf rund 16 Prozent ansteigen. Die Quote läge damit um etwa die Hälfte höher als im langjährigen Mittel. „Die Rahmenbedingungen in diesem Jahr sind natürlich alles andere als konsumfreundlich“, erklärt Michael Stappel, Ökonom der DZ Bank und Autor der Studie.
Besonders die Monate von April bis Juni haben Spuren hinterlassen. Die privaten Konsumausgaben brachen in Deutschland im zweiten Quartal 2020 um knapp 12 Prozent ein, so die Zahlen des Statistischen Bundesamts. Die Sparquote stieg spiegelbildlich auf saisonbereinigt rund 21 Prozent. Das ist der mit großem Abstand höchste Wert seit der Wiedervereinigung.
Die Zurückhaltung der Verbraucher lag zum einen an den strikten Lockdown-Maßnahmen und Reisebeschränkungen während der ersten Corona-Welle. Darunter zu leiden hatten im Inland vor allem Hotels und Gaststätten, aber auch der Einzelhandel – abgesehen vom Umsatz mit Lebensmitteln. Auch Urlaubsreisen ins Ausland mussten häufig storniert werden.

„Andererseits haben viele private Haushalte aus Angst vor Einkommenseinbußen durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit vorsorglich mehr gespart“, sagt Stappel. Das habe insbesondere Folgen für die Anschaffung langlebiger Konsumgüter gehabt. Der Kauf des neuen Autos etwa sei häufig zurückgestellt worden.
Dabei war das Geld zum Ausgeben grundsätzlich da. Das verfügbare Einkommen blieb insgesamt stabil. Zwar hatten Teile der Bevölkerung wegen der Corona-Restriktionen erhebliche Einkommenseinbußen. Dazu gehören vor allem Selbstständige, etwa Fachhändler, Friseure, Gastronomen, Hoteliers, Event-Manager sowie Künstler. Die Einbußen der Angestellten in solchen Betrieben wurden jedoch durch großzügige Regelungen zur Kurzarbeit abgefedert. Gleiches gilt für die Beschäftigten der Industrieunternehmen, die mit Lieferkettenproblemen und Nachfragerückgängen zu kämpfen hatten.
Wie schlecht nun die zweite Jahreshälfte für den Konsum in Deutschland sein wird, ist für Stappel noch nicht endgültig ausgemacht. Die befristete Mehrwertsteuersenkung werde sicherlich konsumfördernd wirken, schätzt er. Auch das Weihnachtsgeschäft könnte noch einmal einen kleinen Schub bringen – sofern man das Infektionsgeschehen im Dezember wieder besser im Griff haben sollte. Klar ist für den Ökonomen allerdings auch: „An der außergewöhnlich hohen Sparquote im Jahr 2020 wird sich dadurch nicht mehr groß was ändern.“
Gigantische Summen schlummern schlecht verzinst auf Bankkonten
Viel von dem gesparten Geld dürfte auch weiterhin einfach auf deutschen Bankkonten liegen, etwa Tagesgeld- oder Girokonten – und damit diese Einlagen in Höhe von 2,4 Billionen Euro (2019) weiter wachsen lassen. Gigantische Summen schlummern seit Jahren aufgrund der niedrigen Zinsen vor sich hin. „Mit dem Ausbruch der Corona-Krise verschärft sich das Geldanlageproblem gleich doppelt“, erklärt Stappel. „Die Ersparnisse nehmen beschleunigt zu – und gleichzeitig rückt die Corona-bedingte Geldpolitik den langersehnten Zinsanstieg noch weiter in die Ferne.“