Berlin. Da kommt was auf uns zu: Wir werden älter und damit auch immer häufiger pflegebedürftig. Bis zum Jahr 2050 könnte sich nach amtlicher Prognose die Zahl der Pflegefälle von 2,6 auf 4,5 Millionen erhöhen; das wäre jeder 16. im Land. Für ihre Betreuung werden dann, auf Vollzeitkräfte umgerechnet, rund 1,5 Millionen Fach- und Hilfskräfte gebraucht, doppelt so viele wie heute. Dabei ist Pflegepersonal schon heute knapp.
Neue Leistungsversprechen für Alte und Kranke
Zwei neue Gesetze, die Anfang dieses Jahres in Kraft getreten sind, verschärfen die Situation zusätzlich: das Pflegestärkungsgesetz II und das Krankenhausstrukturgesetz. Durch das Pflegestärkungsgesetz, laut Gesundheitsminister Hermann Gröhe „ein Meilenstein für eine bessere Versorgung“, haben ab 2017 die meisten Betroffenen höhere Anprüche. Demenzkranke rücken stärker in den Blick. Zudem greift die Hilfe früher – wodurch mittelfristig 500.000 Menschen Hilfe erhalten.
Und auch das Krankenhausstrukturgesetz zielt auf Verbesserungen: „Wir stellen als Sofortmaßnahme 6.300 neue Pflegestellen zur Verfügung“, so Gröhe. Was da noch obendrauf kommen muss, „wird eine Expertenkommission prüfen“. Der Personalbedarf steigt also auf breiter Front. Das ist teuer für die Beitragszahler – und überdies ein Engpass-Problem.
Schon heute dauert es zum Beispiel bei Altenpflegern im Durchschnitt 138 Tage, bis eine freie Stelle besetzt ist. Und auf 100 gemeldete Stellen kommen rechnerisch nur 40 Jobsucher. Um gegenzusteuern und die Pflegeberufe insgesamt attraktiver zu machen, plant die Bundesregierung eine Reihe von Maßnahmen. So soll das Personal von lästigem Bürokratiekram entlastet werden und mehr Zeit für die Patienten haben. Außerdem will Gröhe die Ausbildung modernisieren und vereinheitlichen. Statt Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflegern wird es dann künftig „Pflegefachfrauen“ und „Pflegefachmänner“ geben. Das dürfte mehr Durchlässigkeit bringen – und für viele wohl auch mehr Geld.
Doch das wird nicht reichen. Man brauche eine „Flexibilisierung des Personaleinsatzes“, betont das Essener RWI-Institut in einer aktuellen Studie: Für einfache Tätigkeiten könne man durchaus mehr Hilfskräfte heranziehen.