Alsfeld. Weit draußen in der Nordsee, 45 Kilometer nördlich der Insel Borkum, produziert Deutschlands erster Offshore-Windpark so viel Energie, dass damit rund 70.000 Haushalte versorgt werden können. Und ein Betrieb aus dem Herzen Hessens trägt dazu bei.
Spezial-Maschinen aus Alsfeld haben „Nägel“ – 160 Tonnen schwere und über 50 Meter lange Stahlrohre – in die Nordsee gerammt, um die Windkraftanlagen im Meeresboden fest zu verankern.
„Der Windpark alpha ventus ist eines unserer Vorzeigeprojekte“, erklärt Dr. Johannes Köcher, Geschäftsführer von ThyssenKrupp Tiefbautechnik.
Die Tiefbautechnik gehört mit ihren gut 80 Mitarbeitern zum Technologiekonzern ThyssenKrupp und hat sich ganz auf die Entwicklung und Produktion von Maschinen für den Spezialtiefbau konzentriert. Der mittelständisch geführte Betrieb zählt zu den führenden Herstellern weltweit im Bereich der Vibrations- und Bohrtechnik.
Minen und Steinbrüche
Die Maschinen setzen Spundwände beim Hafen- und Deponiebau, sind auf sibirischen Baustellen im Einsatz, bei der Gründung von Bohrinseln und beim Bau von solarthermischen Kraftwerken in Wüstengebieten.
„Wo immer tiefe Löcher gebohrt und Stahlbohlen, Träger, Rohre oder Spundwände in den Boden gerammt werden müssen, ist unser Know-how gefragt“, erklärt der promovierte Ingenieur Köcher.
Der Name Krupp steht in der Bau-Industrie dabei vor allem für Bohrtechnik, die in Minen und Steinbrüchen ebenso benötigt wird wie beim Bau von geothermischen Anlagen. Auf den roten Vibratoren dagegen prangt noch immer in weißer Schrift der in der Branche bekannte Name Müller. Das Unternehmen wurde 1994 von Krupp übernommen, der Name aber beibehalten.
Die Vibratoren erzeugen vertikale Schwingungen. Diese Bewegungsenergie wird – über das einzubringende Rammelement – in den Boden übertragen. Das Erdreich wird dadurch so stark aufgelockert, dass es beinahe flüssig wird.
Für die Firma auf die Malediven
„Auf diese Weise werden Reibung und Widerstand so stark reduziert, dass letztendlich eine Bohle oder ein Rohr durch das Eigengewicht in den Boden einsinken kann “, erläutert Köcher.
Die Maschinen aus Mittelhessen sind in der ganzen Welt im Einsatz, die sieben Service-Techniker entsprechend oft im Ausland unterwegs. Der Maschinenschlosser Steffen Schmeißer ist einer von ihnen. Sein Job führte ihn schon auf die Malediven, nach Singapur, Russland und Brasilien.
Manchmal sei es schon hart, sich auf völlig andere Arbeitsbedingungen einzustellen, gibt er zu. Missen will er die Einsätze jedoch nicht: „Ich mag das einfach, neue Leute, neue Bedingungen, neue Herausforderungen, und ich genieße es immer wieder.“
Info
ThyssenKrupp, vor über 200 Jahren von Friedrich Krupp in Essen gegründet, ist heute ein international aufgestellter Technologiekonzern mit weltweit etwa 170.000 Mitarbeitern in rund 80 Ländern. Sie entwickeln und produzieren innovative Werkstoffe, Komponenten, Systemlösungen und Anlagen. Im Geschäftsjahr 2010/2011 wurde ein Umsatz von 49 Milliarden Euro erwirtschaftet.