Als am 9. November 1989 ein im Westen weitgehend unbekannter älterer Herr namens Günter Schabowski – quasi aus Versehen – die Berliner Mauer zu Fall brachte, saß der Autor dieser Zeilen zufällig dabei.

Es war im IPZ, dem Internationalen Pressezentrum der DDR an der Mohrenstraße in Ostberlin. Der Mann aus dem innersten DDR-Führungszirkel, dem Politbüro, beantwortete die Frage eines Journalisten-Kollegen zum Inkrafttreten des neuen Reisegesetzes, während er in Unterlagen blätterte: „Das tritt nach meiner Erkenntnis – ist das sofort, unverzüglich.“

Ich hatte dort zufällig gesessen, um etwas Zeit bis zu meinem nächsten Termin zu überbrücken, als ich in den Strudel der Weltgeschichte geriet. Die nächsten Tage und Wochen, die ich im Auftrag einer westdeutschen Tageszeitung im Osten miterleben durfte, zählen bis heute mit zu den aufregendsten und schönsten meines Lebens.

Als Zeitzeuge also und aus zahlreichen Gesprächen erinnere ich mich: Die Menschen feierten das Ende der Unterdrückung des Einzelnen durch eine Gesellschaft, die nur ein Ziel kannte – den Sieg des Sozialismus. Und in der es Wohlstand vor allem als Zukunftsversprechen gab. Sie wollten keine Bevormundung mehr!

Den kollektiven Menschen formen, alles kompromisslos dem einen großen Ziel unterordnen: Davon träumen heute – aus unterschiedlichen Motiven – so manche wieder. Da gilt es, wachsam zu sein!