München. In Athen gibt es Sondertarife für Arbeitslose, und in Madrid fangen die ersten Deutschkurse neuerdings schon um 7.30 Uhr an, weil alle anderen ausgebucht sind. „Das wäre vor fünf Jahren noch völlig undenkbar gewesen“, so Christoph Mücher vom Goethe-Institut mit Hauptsitz in München.
Die Kultureinrichtung, die seit über 60 Jahren deutsche Sprache und Kultur weltweit vermittelt, verzeichnet Rekordzahlen. Im Jahr 2011 zählte das Institut, das über 150 Niederlassungen verfügt, 235.000 Teilnehmer an Deutschkursen. Das waren 16.400 mehr als 2010.
„Und in diesem Jahr dürften es noch einmal 5 Prozent mehr sein“, so Mücher. „Wir geraten langsam an unsere Grenzen – räumlich wie personell. Der Markt an guten Lehrern ist leer gefegt.“
Vor allem in europäischen Ländern scheinen sich viele Menschen von Deutschkenntnissen eine berufliche Perspektive zu versprechen. Die stärksten Teilnehmerzuwächse gibt es im Süden – mit Steigerungsraten von 35 Prozent in Spanien, 20 Prozent in Portugal und 14 Prozent in Italien. Auch in Griechenland hat die Nachfrage um 10 Prozent zugenommen.
Und die Schulungen werden für neue Zielgruppen interessant. „Heute besuchen sehr viele Ingenieure und viele Mediziner die Kurse. Vor ein paar Jahren lernten maßgeblich Musiker und Geisteswissenschaftler bei uns“, sagt Mücher.
Arbeitsvertrag schon in der Tasche
Das Goethe-Institut stellt sich darauf ein. So gibt es beispielsweise seit diesem Jahr in Lissabon ein Seminar für Krankenpfleger. „Hier lernen die jungen Leute schon mit den Original-Dienstplänen, mit denen sie später arbeiten müssen“, so der Experte. Manche haben bereits einen Arbeitsvertrag mit deutschen Kliniken, die ihnen das volle Gehalt zahlen. „Die anderen finanzieren die Unterrichtsstunden mit ihrem Erspartem, oder die Eltern springen ein“, erzählt Mücher.
Auch über Europas Grenzen hinaus boomt die deutsche Sprache, und das nicht nur in den Kursen, die privat bezahlt werden müssen. In Indien wurde ein ambitioniertes Projekt angeschoben. „Deutsch an 1.000 Schulen“ heißt es, und der Name ist Programm: An 1.000 Schulen soll bis 2017 Deutsch als erste Fremdsprache etabliert werden.
Eine Million Schüler will das Goethe-Institut gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt erreichen. Bisher sind es 150.000. Weltweit sprechen rund 185 Millionen Menschen Deutsch. Damit steht Deutsch auf dem zehnten Platz.