Bad Hönningen. Weiße Flecken an der Ziegelsteinfassade, helle Punkte auf roten Dachziegeln: Darüber ärgern sich Hausbesitzer sehr – und die Hersteller von Klinkern und Co. noch viel mehr.

Bei diesen sogenannten Trocken-Ausblühungen handelt es sich um natürliche Salze (Sulfate). Sie sind bei der Ziegelherstellung zunächst im nassen Ton oder Lehm gelöst. Bei der Trocknung allerdings verdunstet das Wasser – die Salze wandern an die Oberfläche und kristallisieren. So bildet sich der unansehnliche Belag.

Dabei lässt sich die Verfärbung im Vorfeld verhindern. Mischt man bei der Produktion die chemische Verbindung Bariumcarbonat bei, bleiben die weißen Flecken aus. „Bariumcarbonat bindet die Sulfate im Ton“, erklärt Thomas Oehmigen, Anwendungstechniker bei Solvay, die Eigenschaften der Substanz.

Das Chemie-Unternehmen produziert in Bad Hönningen pro Jahr rund 35.000 Tonnen der Substanz. Und wie verhindert diese nun die Ausblühungen?

„Im Gegensatz zu den im Ton gelösten Salzen löst sich Bariumcarbonat nicht in Wasser. Es verhält sich vielmehr wie Mehl“, verbildlicht Oehmigen. Die Salze binden sich daran und werden so nach der Trocknung im Inneren des Dachziegels oder Klinkers eingeschlossen. Krusten nach außen entstehem somit gar nicht erst.

Hergestellt wird Bariumcarbonat übrigens aus dem natürlichen Mineral Bariumsulfat, auch Schwerspat genannt. Der Rohstoff erreicht das rheinland-pfälzische Werk etwa aus Minen in Bulgarien und China.

In großen Drehrohröfen wird er mit weiteren Stoffen bei circa 1.200 Grad Celsius erhitzt. Anschließend durchläuft die Masse mehrere chemische Prozesse. Dabei entsteht unter anderem eine klare Lösung, die wiederum vermischt mit Kohlendioxid (CO2) die wichtigen Karbonate bildet.

Praktisch: In der Herstellung entsteht als Nebenprodukt unter anderem Schwefel. Der wird bei der Vulkanisation von Autoreifen eingesetzt.