Wer das Klima schützen will, muss auf Innovationen setzen. Aus diesem Grund arbeiten in bayerischen Unternehmen viele Mitarbeiter an neuen Produkten und Technologien. Einer von ihnen ist Thomas Weiderer (34) vom Automobilzulieferer Webasto aus Stockdorf bei München.

Der auf Fahrzeugtechnik spezialisierte Maschinenbauer hat im vergangenen Jahr maßgeblich und in leitender Funktion an der Entwicklung des Dachkonzeptes „EcoPeak“ mitgewirkt, bei dem das Thema Nachhaltigkeit höchste Priorität hat. Die Konzeptstudie nutzt zu 80 Prozent nachhaltige Materialien, spart 40 Prozent an Gewicht und integriert Solarzellen, um das Fahrzeug ergänzend mit grünem Strom zu versorgen.

Die Konzeptstudie EcoPeak soll zeigen, was heute in Sachen Nachhaltigkeit alles möglich ist

„Es ist ein visionäres Gesamtsystem, das zeigen soll, was möglich ist und was wir können“, sagt der Ingenieur, der 2013 als Werkstudent bei Webasto anfing. Das Unternehmen ist Spezialist für Autodächer, bietet zudem aber auch Produkte rund um die Elektrifizierung von Fahrzeugen an, etwa elektrische Hochvoltheizer, Batterien und Lösungen rund um das Thermomanagement.

Weiderer hat für Webasto in den vergangenen Jahren bereits an der Entwicklung verschiedener Dachsysteme mitgearbeitet – immer auch mit dem Blick auf Innovationen, Gewichtsreduktion und ökologische Nachhaltigkeit. „Webasto hat bei seinen Produkten immer den Anspruch, auf Innovationsseite führend zu sein“, erläutert Weiderer. „Nachhaltigkeit ist dabei keine Option, sondern ein Muss.“ So konsequent wie bei der Konzeptstudie EcoPeak wurde dieser Anspruch bislang jedoch noch nicht verfolgt.

Die Gewichtsreduktion wird bei dem neuen Ökodach durch den Einsatz von nachhaltig hergestelltem Polycarbonat sowie nachhaltiger Kunststoffe erreicht, die statt Aluminium verwendet werden. Das geringere Gewicht sorgt nicht nur für eine verbesserte Energie- oder Kraftstoffeffizienz, sondern erhöht auch die Fahrdynamik – immer entsprechend hoher Standards an Qualität und Langlebigkeit.

Hinzu kommen Solarzellen fürs Auto, die in die Polycarbonat-Scheibe des Daches und des Hecks integriert sind. Sie werden dazu zwischen zwei Scheiben verbaut: „Wie in einem Sandwich“, erklärt Weiderer. Die Zellen versorgen das Fahrzeug mit bis zu 350 Kilowattstunden Solarstrom pro Jahr. Abhängig von Fahrzeug und Wetter kann das einer Fahrleistung von etwa 2.500 Kilometern entsprechen.

PET-Flaschen und vegane Stoffe auf Orangenbasis können zur Produktion von Rollos verwendet werden

Nachhaltige Materialien werden bei den integrierten Rollos des Dachs eingesetzt, die bei starker Sonneneinstrahlung den Innenraum verdunkeln und die Insassen vor Hitze schützen können. „Wir verwenden recycelte PET-Flaschen und vegane Stoffe auf Orangenbasis“, erklärt Entwickler Weiderer. Webasto unterstreicht damit sein Engagement für die Kreislaufwirtschaft und spart auf diesem Weg wertvolle Ressourcen.

Das ganze EcoPeak-Konzept sei bislang noch nicht auf dem Markt verfügbar, sagt Weiderer. Dafür bedürfe es noch weiterer Entwicklung. Die Kunden in der Automobil-Industrie müssen also noch warten. „Aber einzelne Teile, etwa das Rollo, können mittlerweile schon in Autos eingebaut und verkauft werden“, erklärt der Fahrzeugingenieur.

Für ihn ist absehbar, dass dies auch schon bald so kommen wird – und zwar nicht nur in Oberklassefahrzeugen. „Unsere Lösungen sind für die Masse geeignet“, sagt Weiderer. „Nachhaltige Optionen sind überall gefragt.“

Nachgefragt

Thomas Weiderer, Ingenieur bei Webasto 

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Von Kindheit an hat mich alles interessiert, was sich bewegt. Das Auto fasziniert mich besonders, weil es sehr komplex, aber zugleich auch sehr verbreitet ist. Es benutzt jeder.

Was reizt Sie am meisten?
Wer in der Vorentwicklung arbeitet, muss kreativ sein und über den Tellerrand schauen, aber auch Kosten und Marktfähigkeit im Blick haben.

Worauf kommt es an?
Man sollte neugierig auf neue Wege und begeisterungsfähig für neue Lösungen sein.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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