Schwarzheide. An die Zukunft denkt man besser frühzeitig. Wie in der Lausitz etwa, bei BASF Schwarzheide mit ihren rund 1.700 Mitarbeitern. Kunststoffe kommen vom Standort, Wasserbasislacke und immer mehr Pflanzenschutzmittel. Die Zahlen sind schwarz, der jährliche Umsatz liegt bei mehr als 1 Milliarde Euro. Und doch kommt Ausruhen nicht infrage.
Deshalb packt die BASF die Zukunft jetzt an. Zum einen entsteht mit einer Investition von mehr als 100 Millionen Euro gerade eine weitere, dritte Linie zur Produktion des Pflanzenschutzmittels F 500. Zum anderen gibt es einen tarifpolitischen Meilenstein mit großem Nutzen für Mitarbeiter und Unternehmen: Denn die BASF setzt den „LephA-TV“ um, den Tarifvertrag der Nordostchemie zur lebensphasengerechten Arbeitszeitgestaltung. Für die Mitarbeiter soll die Arbeit so bis zum späteren Rentenbeginn leistbar bleiben. Sie sollen in den letzten Jahren ihre Arbeitszeit selbst gestalten können.
Was man konkret macht, erklärt Betriebsratsvorsitzender Klaus-Peter Müller so: „Wir nutzen den letztes Jahr von den Tarifparteien beschlossenen Fonds, um zum Beispiel ein Kürzertreten zu finanzieren.“ Damit es für die älteren Mitarbeiter eine spürbare Entlastung gibt, haben sich Personalabteilung und Betriebsrat darauf geeinigt, dass Schichtarbeiter ab 55 und Tagschichtler ab 57 Jahren die ihnen zustehende Altersfreizeit auf die hohe Kante legen können.
Mitarbeiter ab 60 arbeiten ein Fünftel weniger bei vollem Lohn
„Wer das macht, kann dann zum Beispiel als Schichtarbeiter in Vollkonti vom 60. Lebensjahr an die Arbeitszeit bei vollem Lohn auf 80 Prozent verringern. Wer nur 50 Prozent arbeiten möchte, erhält immer noch 80 bis 90 Prozent seiner Bezüge“, erklärt Personalchef Hartmut Lang. Müller und Lang betonen: „Der Fonds ist mit 2,5 Prozent der jährlichen Tarifentgelte gedeckelt. Jeder kann für sich entscheiden, ob er mitmacht.“
Die Jüngeren profitieren vom Fonds mit dem Familientag: „Jeder Mitarbeiter mit Kindern bis sechs Jahre erhält pro Monat einen bezahlten freien Tag“, so Müller. All das wurde auf Informationsveranstaltungen mit der Belegschaft diskutiert und angenommen.
„Diese tarifpolitische Innovation ist auch ein Argument beim Werben um neue Investitionen, nicht nur für Schwarzheide“, sagt Standort-Chef Karl Heinz Tebel.