Stuttgart. Sie ist der größte Arbeitgeber in Baden-Württemberg: die Metall- und Elektro-Industrie. Schon länger läuft es in der Schlüsselbranche nicht mehr ganz rund, dann kam Corona. Wie dramatisch die Konjunkturkrise ist, zeigt nun auch die neueste Umfrage des Arbeitgeberverbands Südwestmetall.

Von Ende September bis Anfang Oktober befragte der Verband seine Mitgliedsunternehmen, rund 340 nahmen an der Erhebung teil. Ernüchterndes Ergebnis: In 64 Prozent dieser Unternehmen ist die Produktion noch immer eingeschränkt.

„Wir dürfen den Betrieben jetzt keine zusätzlichen Belastungen aufbürden." Peer-Michael Dick,Hauptgeschäftsführer von Südwestmetall

 

Zwar hat sich die wirtschaftliche Lage der Betriebe seit der letzten Befragung leicht verbessert; im Juni berichteten noch 73 Prozent von Corona-Einschränkungen in der Produktion. Aber: Inzwischen rechnen deutlich weniger Betriebe damit, schon bis Mitte 2021 das Vorkrisenniveau wieder erreichen zu können. Der Anteil derer, für die das Ende der Krise schlicht „nicht absehbar“ ist, stieg von 41 Prozent im Juni auf nun 45 Prozent. „Das ist ein deutliches Warnsignal“, sagt Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick. „Wir dürfen den Betrieben jetzt keine zusätzlichen Belastungen aufbürden – seien sie tariflicher oder gesetzlicher Art.“

Die Kapazitätsauslastung liegt im Durchschnitt bei nur 75 Prozent

Weitere Zahlen aus der Umfrage: Die Kapazitätsauslastung liegt im Mittel bei nur 75 Prozent, für dieses Jahr erwarten die Firmen einen Umsatzrückgang von rund 17 Prozent. Knapp 40 Prozent sehen sich denn auch gezwungen, noch in diesem Jahr Stellen abzubauen.

Wobei Kurzarbeit nach wie vor das wichtigste Instrument bleibt, um möglichst viele Beschäftigte zu halten. Derzeit wird es von zwei Dritteln der Arbeitgeber genutzt. Der Anteil ist seit Juni zwar etwas gesunken, das bedeute aber nicht automatisch, dass es wieder mehr Aufträge gebe, erklärt Dick: „Etliche Unternehmen – nicht zuletzt die größeren – haben mittlerweile andere betriebliche Lösungen gefunden, ihre Kapazitäten zu reduzieren.“

Kritik am Kurs der Politik beim Thema Antriebsformen

Bei Südwestmetall führt man die extrem schwierige Lage übrigens auch auf den massiven Druck zurück, den die Politik auf Automobilhersteller und -zulieferer ausübt. So beklagt etwa Harald Marquardt, Chef des Unternehmens Marquardt und stellvertretender Vorsitzender des Verbands: Der politisch forcierte Schwenk vom Verbrenner zur Elektromobilität habe eine „hausgemachte Strukturkrise“ herbeigeführt. Das sei ärgerlich – auch, weil eine ausschließliche Fokussierung auf Elektromobilität derzeit auch ökologisch noch gar keinen Sinn ergebe.