Nachhaltigkeit – das ist nicht nur ein Schlagwort, sondern zugleich Notwendigkeit und Wettbewerbsvorteil. Die Umsetzung im Betrieb kann jedoch für die Unternehmen eine Herausforderung sein.

Mut machten ihnen führende Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, die beim zweiten Nachhaltigkeitsforum des Arbeitgeberverbands Hessenmetall zum Thema „Potenziale nutzen, Zukunft gestalten“ sprachen.

Sie stellten aktuelle Strategien und Maßnahmen vor, die sich zur nachhaltigen Transformation der Metall-, Elektro- und IT-Industrie in Hessen anbieten. „Warten Sie nicht, bis alles zur Pflicht wird, sondern schauen Sie, was Sie schon haben, dann loslegen und die Hürde nehmen“, empfahl Olaf Jüptner. Er informierte über das Unterstützungsangebot von Hessen Trade & Invest, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes Hessen.

„Nachhaltigkeit und Wachstum dürfen kein Widerspruch sein“, betonte der Vorstandsvorsitzende von Hessenmetall, Wolf Matthias Mang, zu Beginn des Forums, das im September im neuen Haus der Wirtschaft Hessen (HDWH) in Frankfurt stattfand. Er forderte bessere politische Rahmenbedingungen und mehr Vertrauen in Märkte, damit sich Klimaschutz wirtschaftlich lohne.

Der Unternehmer: „Es bedarf einer politischen Agenda, die Reformen und Investitionen entfesselt und die in Deutschland Ökologie und Ökonomie in eine international wettbewerbsfähige Balance bringt.“

Bodo Sentker von der Deutschen Bank empfahl, das Thema Nachhaltigkeit ernst zu nehmen, da damit auch ein besserer Zugang zu günstigen Finanzierungen verbunden sei.

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Zertifikatskurs Nachhaltigkeit in der Unternehmenspraxis

„Nachhaltigkeit wird immer zentraler, aber es ist eine lange Reise, die neben Investitionen auch umfassender Vorbereitungen bedarf“, so Sentker. Es sei wichtig, einen Bankpartner zur Seite zu haben, der die Transformation finanziell und strategisch begleitet.

Gute Unterstützung dafür bietet auch der Zertifikatskurs „Nachhaltigkeit in der Unternehmenspraxis umsetzen“, der von der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) mit Hessenmetall und dem Bildungswerk der hessischen Wirtschaft entwickelt wurde.

Wie Professor Sebastian Schrems (THM) erklärte, soll der Kurs zentrale Bausteine vermitteln, um Nachhaltigkeit in den Alltag der Unternehmen zu integrieren. Der promovierte Ingenieur: „Nachhaltigkeit ist für viele Unternehmen ein immer wichtiger werdendes Thema, bei dem nicht alle das gleiche Verständnis davon haben, was das eigentlich heißt.“ Große wie kleine Unternehmen würden sich zunehmend komplexeren Regularien und neuen marktseitigen Anforderungen gegenübersehen und müssten sich schnell weiterentwickeln. Um dies zu unterstützen, wurde der Zertifikatslehrgang geboren.

Wie eine Nachhaltigkeitsstrategie aussehen kann, erläuterte Dr. Rainald Dobbener, Nachhaltigkeitsmanager bei der Fritz Winter Eisengießerei in Stadtallendorf. 2024 startete das Familienunternehmen (3.500 Beschäftigte weltweit) das 300 Millionen Euro schwere größte Investitionsprogramm seiner Geschichte, um sich zukunftssicher aufzustellen.

Der Spezialist für Komponenten und komplexe Systembauteile für die weltweite Automobil-, Nutzfahrzeug- und Hydraulik-Industrie will den Betrieb bis 2045 zu einer CO2-neutralen und von fossilen Energieträgern unabhängigen Gießerei führen.

Dobbener: „Man kann eine emissionsstarke und energieintensive Schwerindustrie transformieren, wenn man sich selbstkritisch mit den eigenen Prozessen auseinandersetzt und im Anschluss ein gutes Konzept entwickelt.“

Abschließend stellten Sophie Sandner und Jonas Barth vom Institut für Produktionsmanagement der Technischen Universität Darmstadt einen Praxis-Leitfaden mit Fallbeispielen vor. Sophie Sandner: „Wir zeigen auf, wie erfolgreiche Unternehmen bereits kreislauffähige Wertschöpfungsmodelle implementiert haben und welche strategischen Ansätze dabei verfolgt wurden.“

Maja Becker-Mohr
Autorin

Maja Becker-Mohr ist für aktiv in den Unternehmen der hessischen Metall-, Elektro- und IT-Industrie sowie der papier- und kunststoffverarbeitenden Industrie unterwegs. Die Diplom-Meteorologin entdeckte ihr Herz für Wirtschaftsthemen als Redakteurin bei den VDI-Nachrichten in Düsseldorf, was sich bei ihr als Kommunikationschefin beim Arbeitgeberverband Hessenchemie noch vertiefte. In der Freizeit streift sie am liebsten durch Wald, Feld und Flur.

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