Demografiebedingt schrumpft bis ins Jahr 2040 die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland um 7 Millionen. Das hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Fachkräfte werden immer knapper, vor allem in bestimmten Branchen. Schon heute spüren Firmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie, dass das Angebot an bestimmten Spezialisten knapper wird. Daher tun sie so einiges, um ihre offenen Stellen zu besetzen.

COC AG: Schließt fachliche Lücken durch gezielte Weiterbildung

Viele freie Stellen, wenige passende Bewerber: Zahlreichen Firmen fällt es seit Jahren schwer, ausreichend Fachkräfte zu finden. Eine davon ist die COC AG, ein IT-Dienstleister aus dem oberbayerischen Burghausen. „Für unsere Branche war das noch nie anders“, erzählt Robert Zellner, Mitglied des Vorstands und verantwortlich für das Personal. „Wir sind es gewohnt, Leute zu suchen, die es nicht gibt.“

So hat das Unternehmen Wege gefunden, damit umzugehen. Einer davon heißt Weiterbildung. „Wir schauen vor allem darauf, dass Mitarbeiter menschlich zu uns passen“, sagt Zellner. Fachliche Lücken werden dann mit Fort- und Weiterbildungen geschlossen. Auch ausländische Fachkräfte spielen eine Rolle. Von Indien bis Syrien: Die Talentsuche kennt im Unternehmen mittlerweile kaum Grenzen.

Zudem will man vorhandene Mitarbeiter unbedingt binden. „Es gibt fast kein Arbeitszeitmodell, das es bei uns nicht gibt“, sagt Zellner. Größtes Problem sei dabei allerdings das bislang noch strikte Arbeitszeitgesetz. „Das ist ein echter Klotz am Bein – für uns und die Arbeitnehmer selbst.“

Besonders stark entgegengekommen ist man zuletzt einem Spanier, der nach mehr als zehn Jahren in Deutschland zurück in seine Heimat wollte. Er arbeitet seitdem komplett von dort. „Solche Lösungen rechtlich abzusichern ist dann aber leider fast schwieriger, als sich inhaltlich zu einigen“, sagt Zellner.

Weiss Kunststoffverarbeitung: Langfristige Bindung eigener Mitarbeiter wird immer wichtiger

Für Fachkräfte aus dem gewerblich-technischen Bereich gebe es eigentlich immer Bedarf, sagt Rainer Ettenhofer, kaufmännischer Leiter der Firma Weiss Kunststoffverarbeitung im schwäbischen Illertissen. Aber es gibt zu wenige von ihnen. Auch der Mittelständler setzt daher vor allem darauf, eigene Mitarbeiter weiterzuentwickeln und sie lange im Unternehmen zu halten.

„Flexibilität ist alles“, sagt Ettenhofer. So wurde etwa eine 25-Jährige im ersten Lehrjahr schwanger. Um die Ausbildung fortsetzen zu können, erhielt sie ein Jahr Pause vor dem zweiten Lehrjahr. Nach der Ausbildung bekam sie Tagschichten, Arbeitszeiten wurden an die Kinderbetreuung angepasst. „Wir bemühen uns immer, Mitarbeitern entgegenzukommen“, so Ettenhofer. „Denn wenn sie gehen, verlieren wir sie ganz.“ Auch Ältere blieben Weiss so lange erhalten.

Für neue Aufgaben schaut man seit jeher gerne nach geeigneten Leuten in den eigenen Reihen. „In den vergangenen Jahren haben wir das aber noch deutlich intensiviert“, sagt Ettenhofer. Aktuell hätten 80 Prozent aller Führungskräfte ihre Ausbildung in der eigenen Firma absolviert.

Michael Stark
aktiv-Redakteur

Michael Stark schreibt aus der Münchner aktiv-Redaktion vor allem über Betriebe und Themen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Darüber hinaus beschäftigt sich der Volkswirt immer wieder mit wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen. Das journalistische Handwerk lernte der gebürtige Hesse als Volontär bei der Mediengruppe Münchner Merkur/tz. An Wochenenden trifft man den Wahl-Landshuter regelmäßig im Eisstadion.

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