Die KI bringt Jobanforderungen und Lebenslauf zusammen
Chatbots wie ChatGPT können enorm bei Bewerbungen helfen. Das geht im Großen und Ganzen zum Beispiel so: Eine Stellenausschreibung klingt interessant? Dann lädt man sie in ChatGPT hoch, packt den eigenen Lebenslauf dazu und lässt sich das passende Bewerbungsschreiben ausgeben.
Zwar gibt es einige Feinheiten zu beachten. Mit dem entsprechenden Know-how genutzt, können Chatbots jedoch die Qualität der Bewerbung verbessern.
Das weiß Dirk Aßmann-Staudt, Coach für berufliche Persönlichkeitsentwicklung und Autor des Buches „KI in Bewerbung und Karriere“: „Ja, die KI-Tools können jede Textform. Ja, sie passen Bewerbungen so nah wie möglich auf eine vorliegende Stellenanzeige an, verarbeiten die wichtigen Keywords.“ Mit Keywords sind zum Beispiel in der Branche übliche Qualifikationen, Softwarekenntnisse oder ein bestimmter (Hoch-)Schulabschluss gemeint, aber auch Stichworte wie „Teamfähigkeit“.
Keywords in der Bewerbung sind wichtig, um wahrgenommen zu werden
Aßmann-Staudt betont die Bedeutung der Keywords: „Sie sind Basis für das erste automatisierte Ranking der hochgeladenen Bewerbungen bei der suchenden Firma, wenn auch diese KI einsetzt.“
Als Experte kennt er die KI-Programme, die Unternehmen zur Bewerber-Auswahl nutzen. KI ist nämlich an beiden Fronten im Einsatz, bei den Unternehmen meist in Form von sogenannten Applicant Tracking Systemen (ATS). ATS filtern und verwalten die große Anzahl von Bewerbungen. Dabei scannen sie Lebensläufe und Anschreiben nach den Keywords, die in der Stellenbeschreibung genannt werden.
Wie komme ich gut durch den KI-gesteuerten Auswahlprozess?
„Künstliche Intelligenz spielt im Bewerbungs- und Auswahlverfahren der Unternehmen eine immer größere Rolle“, berichtet Aßmann-Staudt. „In Unternehmen, die Bewerbermanagementtools im Einsatz haben, wird es mit Bewerbungen, die von Bewerbern nicht auch mithilfe von KI erstellt wurden, kniffelig.“
Die KI helfe einem als Bewerber schon sehr gut, keine Information auszulassen, die für die KI am anderen Ende, beim Unternehmen, wichtig ist. „Zunehmend nimmt die KI die Bewerbung als Erste in die Hand, bevor sie ein Personaler sieht.“ Und wenn man die Maschine nicht überzeugt, nicht die richtigen Schlüsselwörter wählt, Qualifikationen vergisst oder anders nennt (Beispiel: in der Stellenausschreibung steht Buchhaltung, man selbst schreibt in seiner Bewerbung aber von Kenntnissen in Finanzverwaltung), ist man raus.
Eine Bewerbung mit KI schreiben: Da gibt es Fußangeln
„Eine mit KI generierte Bewerbung darf nicht stereotyp oder steril klingen.“
Dirk Aßmann-Staudt, Coach
Doch die Keywords zu bedienen, ist nicht die einzige Herausforderung für Jobsuchende. Ihre Bewerbung sollte individuell und authentisch sein. Das Problem: Lässt man ausschließlich die KI machen, klingen die Bewerbungen schnell austauschbar. „Eine mit KI generierte Bewerbung darf aber nicht stereotyp oder steril klingen“, warnt Aßmann-Staudt. „Es braucht zuerst guten, individuellen, selbstreflektierten Input. Es reicht eben nicht, nur die wichtigen Stichworte aus der Stellenanzeige zu treffen. Man muss unbedingt auch Persönlichkeit reinbringen.“
So lernt die KI, überzeugende Bewerbungen zu schreiben
„Man kann die KI zum Beispiel damit füttern, wie man sich vorstellt, zu arbeiten“, sagt Dirk Aßmann-Staudt. Seine Tipps:
- Die KI mit echten Bewerbungsschreiben trainieren: Das Tool soll diesen Schreibstil analysieren und später imitieren.
- Für sich selbst klären: Wer bin ich, worin bin ich wirklich gut? Dann in die KI die eigenen Stärken und Erfolge im Berufsleben eingeben.
- Die eigenen Karriere-Infos aktuell halten und die KI mit den neuen Aspekten versorgen.
Mehrere Tools nutzen
Wichtig ist es, stets mehrere Tools zu nutzen. Der Experte nennt hier als Beispiele ChatGPT, Googles Gemini und NotebookLM, Perplexity oder DeepSeek. Er rät, sich zu den Themen Datensicherheit, Datenschutz und Erfassung von Trainingsdaten vorab zu informieren. Anschließend kann man entscheiden, welches Tool am besten passt. „Bei ChatGPT lässt sich die Datennutzung für Trainingszwecke ausschalten, so trainiert man die KI dort nicht mit seinen Daten, wenn man das nicht möchte“, rät Aßmann-Staudt.
Präzises Prompten ist die Kunst bei der Arbeit mit KI
Beim Prompten, dem präzise formulierten Auftrag an den Chatbot, sollte man genau sein und hier auch viel Arbeit reinstecken, empfiehlt der Experte. „Macht man das nicht, wird die Bewerbung beliebig, schlechte Bewerbungen gibt es auch mit KI weiterhin.“
Die KI kann aber prüfen, wie gut das eigene Qualifikationsprofil zur Stellenanzeige passt. „Überall dort, wo sich Lücken auftun, sollte man nacharbeiten: Sind die Voraussetzungen wirklich nicht vorhanden? Oder hat man nur den falschen Wortlaut gewählt? Die KI liefert also ein Grundgerüst. Dabei ist sie tatsächlich sehr hilfreich.“
Den Lebenslauf optisch einfach halten
Beim Erstellen des Lebenslaufs sollten Bewerberinnen und Bewerber auf unnötige Deko-Elemente verzichten. „Ich würde im Lebenslauf keine Icons verwenden, keine Spalten, keine Tabellen, das alles kann die KI beim Unternehmen, die die Vorauswahl macht, nicht gut bei einem automatischen Check verarbeiten“, sagt Dirk Aßmann-Staudt. „Modisch aussehende Balken können meist auch nicht interpretiert werden. Keep it simple, halte es einfach, muss das Motto lauten. KI mag es klar, mit übersichtlicher Gliederung.“
Das klassische Anschreiben hat ausgedient
Dirk Aßmann-Staudt hat die Erfahrung gemacht, dass das klassische Anschreiben nicht mehr allzu gefragt sei. In vielen Stellenausschreibungen wird es nicht mehr gefordert. „Es geht vielmehr um eine aussagekräftige Titelseite mit allen wichtigen Informationen zu mir und warum ich zu der Stelle passe, mit aussagekräftigem Foto.“ Darin steht auch Motivation, sich auf den Job zu bewerben. Der Lebenslauf listet dann die eigenen Qualifikationen und beruflichen Stationen auf.
Wie gut sind KI Bewerbungsfotos?
KI-Bildoptimierer oder KI-Bewerbungsfoto-Generatoren erstellen Porträts in verschiedenen Kleidungsstücken, mit unterschiedlichem Hintergrund und richten Frisuren. Die Tools heben optische Vorzüge hervor und kaschierten kleine Makel.
Es gelte, „beim Foto nicht zu schummeln – und das tut die KI gerne“. Sie macht uns etwas schlanker, beseitigt Pigmentflecken, schafft einen ebenmäßigeren Teint. „Aber wenn ich zum Vorstellungsgespräch geladen werden, hat sich der Personaler anhand des Fotos schon ein empathisches Bild von mir gemacht. Kommt dann eine deutlich anders aussehende Person durch die Tür, ist das eine Reaktion, als ob man bei einer Lüge erwischt worden sei. Das sind schon mal keine günstigen Voraussetzungen.“
Dennoch sagt Aßmann-Staudt: „Gehen Sie besser zum Fotografen. Dort bekommt man eine natürliche Ausleuchtung hin, noch sind die KI-Bilder nicht gut genug.“ Aber das werde sich schnell ändern.

Marie Schäfers hat ihren Studienabschluss in Geschichte und Journalistik an der Universität Gießen gemacht. Sie volontierte bei der „Westfälischen Rundschau“ in Dortmund und ist Leitende Redakteurin der Zeitung Sonntag-EXPRESS in Köln. Für aktiv beschäftigt sie sich als freie Autorin mit den Themen Verbraucher, Geld und Job.
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