München/Kopenhagen. Lautlos und schnell: Das ist die Taktik der Eulen. Wenn sie auf Beutefang gehen, nähern sie sich in geräuschlosem Flug einem Nagetier – und ehe dieses sich versieht, hat die Eule es auch schon gepackt.

Keinen Mucks hört man dabei: eine Sensation der Natur, die auf die besondere Struktur der Schwingen zurückzuführen ist. Siemens-Entwickler haben diese nun untersucht und sie als Vorbild für eine neue Produktgeneration von Windturbinenflügeln genutzt.

Saubere Energie produzieren – da stimmt jeder schnell zu. Doch ein Windrad direkt vor der eigenen Haustür? „Zu viel Lärm“, ist die Begründung, mit der viele dies ablehnen. Das gilt auch in Bayern. Im Freistaat stehen nur 4 Prozent der in Deutschland installierten Windkraftleistung. Anders sieht es bei der Technologie und Produktion der Anlagen aus: 10 Prozent aller bundesweiten Aufträge der Wind-Industrie gehen an Zulieferfirmen aus Bayern.

Je leiser der Windpark-Betrieb, desto höher die Akzeptanz

„Ein leiserer Betrieb ist für viele Windparks im Binnenland ein wichtiges Erfolgskriterium“, sind die Entwickler bei Siemens überzeugt. So gestalteten sie wie bei den Eulenflügeln eine Art Kamm-Struktur an den Hinterkanten der Rotorblatt-Enden: Sie erzeugt feine Luftwirbel genau an der Stelle, an der die schnellere Oberströmung auf die langsamere Unterströmung des Rotorblatts trifft. Der Effekt: Das sonst übliche Rauschen wird erheblich gedämpft.

Stefan Oerlemans, Aeroakustik-Experte im Low Noise Team der Technologieentwicklung bei Siemens Wind Power and Renewables, ist zufrieden: „Die kammartigen Verzahnungen an den Blatthinterkanten lieferten bei unseren Windkanal- und Feldversuchen eine optimale Schallreduzierung bei unterschiedlichsten Windgeschwindigkeiten“, sagt er. Zusätzlich verlieren die Flügel bei dieser Struktur keinen Auftrieb: Die Windturbine liefert noch genauso viel Energie wie vorher, nur geräuschloser.

Die Aerodynamik-Kämme gehen nun unter dem Namen „Dino Tail“ in Dänemark in Serienproduktion. Bayerische Standorte fertigen weitere Komponenten für die Windsparte des Konzerns. Die Turbinenautomatisierung sowie Kontroll-Komponenten kommen zum Beispiel aus Amberg. Niedervolt-Komponenten, die sogenannten Breaker, produziert Siemens in Regensburg. Aus Ruhstorf schließlich stammen viele der Windgeneratoren.