„Keine Angst vor Veränderungen“, ist das Motto von Johann Süß, Jahrgang 1989. Den Leitsatz hat der Familienvater aus dem Bayerischen Wald auch im Beruf beherzigt und damit einen großen Wechsel bewältigt – zum Unternehmen Sesotec in Schönberg. Es ist Spezialist für Fremdkörperdetektion, Materialsortierung und -analyse und arbeitet weltweit für Kunden aus der Lebensmittel-, Kunststoff- und Recycling-Industrie. Jede Menge Aufgaben also für Technikfreak Süß.
Zunächst war der heutige Sesotec-Mitarbeiter aber zehn Jahre lang sogenannter Radar-Elo-Soldat bei der Bundeswehr. Da ging es um Instandhaltung, Radarsysteme für die Flug- und Luftraumsicherheit, ein techniklastiges Tagesgeschäft. Seine Ausbildung im klassischen Metall- und Elektroberuf als Elektroniker für Betriebstechnik passte da gut.
Süß marschierte weiter in diese Richtung, ergänzte eine zweite Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme. Unterstützt vom Berufsförderungsdienst der Bundeswehr setzte er den Industriemeister für Elektrotechnik und Automatisierung obendrauf.
Schon beim Tag der offenen Tür war man sich sympathisch
Und das führte ihn schließlich in die freie Wirtschaft. „Automatisierungstechnik hatte ich schon immer im Blick“, sagt Süß. Beim Tag der offenen Tür in Schönberg war ihm das Unternehmen spontan sympathisch.
Von der durchorganisierten Truppe in einen Betrieb mit offenen Strukturen, wie war das? „Man darf sich da nichts vormachen, der Wechsel war nicht ohne“, sagt Süß rückblickend. Sesotec hat es dem Mittdreißiger leicht gemacht, mit schrittweiser Einarbeitung, Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen sowie immer neuen, interessanten und vor allem verantwortungsvolleren Aufgaben. „Die Firma hat viel für mich getan“, sagt Süß. So konnte er weiteres Fachwissen aufbauen, Strukturen und Anforderungen im Job kennenlernen.
Süß startete in der Abteilung Endmontage Sorting als Elektroniker für optische Systeme mit dem Bau von Elektromontageplatten, Verdrahtung und Inbetriebnahme von Geräten und arbeitete schließlich an komplexen Sensoren. „Es schadet nie, wenn man die Arbeitsschritte selbst ausführen kann“, sagt er.
Nach zwei Jahren folgte ein weiterer Karriereschritt, eine Stelle als Elektrokonstrukteur wurde frei. „Eigentlich wusste ich nicht so recht, was mich da erwartet“, so Süß. Doch er zögerte nicht: „Mit dem nötigen Einsatz, Offenheit und Lernbereitschaft kannst du scheinbar unüberwindbare Hürden überwinden.“
Die Anlagen sortieren auch Elektroschrott und Plastikmüll
Heute bewegt sich Süß zwischen Schreibtisch und Produktion, ist mal in der Entwicklung, im Vertrieb oder beim Kunden und auf Messen. „Man besitzt hier die Freiheit, das zu tun“, sagt er. „Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist eine Stärke unserer Firma.“
Ein Beispiel ist der Wurstclip oder besser die Anlage, die erkennt, wenn eines der winzigen Metallteile aus Versehen in die Würstchenmasse rutscht. Bisher blieb Herstellern in so einem Fall nur, die ganze Charge zu entsorgen. „Wir haben es gemeinsam geschafft, den Clip sicher zu detektieren und automatisch auszuschleusen“, so Süß.
Dabei helfen neuartige Röntgensysteme, Software-Filter und künstliche Intelligenz (KI). „Wir forschen und arbeiten an vielversprechenden Technologien, um nicht nur kleinere Fremdkörper aus dem Produktstrom zu entfernen, sondern auch komplexe Produkte“, erklärt Süß. Etwa Kunststoff. Im Müsliriegel will schließlich niemand auf Plastik beißen.
Übrigens: Was für Lebensmittel geht, funktioniert auch mit Elektroschrott und Plastikmüll. Auch hier ist Süß beteiligt. Recycling-Systeme trennen Materialien farb- und sortenrein mit Sensortechnologie. So gewinnt man Rohstoffe zurück.
Nachgefragt
Johann Süß, Spezialist für Fremdkörperdetektion, Materialsortierung und -analyse bei Sesotec
Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?
Schon als Bub wollte ich immer wissen, wie die elektronischen Geräte funktionieren, farbige bewegte Bilder entstehen oder Bewegung scheinbar aus dem Nichts angetrieben wird.
Was reizt Sie am meisten?
Ich mag es, knifflige technische Probleme zu lösen und neue Technik zu ergründen.
Worauf kommt es an?
Als E-Konstrukteure sind wir erster Anlaufpunkt für technische Klärungen und haben ein offenes Ohr für jede Art der Verbesserung oder Kritik.

Friederike Storz berichtet für aktiv aus München über Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie. Die ausgebildete Redakteurin hat nach dem Volontariat Wirtschaftsgeografie studiert und kam vom „Berliner Tagesspiegel“ und „Handelsblatt“ zu aktiv. Sie begeistert sich für Natur und Technik, Nachhaltigkeit sowie gesellschaftspolitische Themen. Privat liebt sie Veggie-Küche und Outdoor-Abenteuer in Bergstiefeln, Kletterschuhen oder auf Tourenski.
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