Sicherheit wird bei Secumar großgeschrieben – ganz groß. Denn die Rettungswesten und Kälteschutzanzüge, die die Bernhardt Apparatebau GmbH u. Co. unter dem Markennamen Secumar im Hamburger Westen produziert, müssen 100-prozentig funktionieren. „Kein Produkt verlässt unser Haus ungeprüft“, versichert Firmenchef Benjamin Bernhardt.

Der Wirtschaftsinformatiker führt das Familienunternehmen in vierter Generation. Sein Großvater Jost Bernhardt begann in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Spezialisierung der Firma hin zur Fertigung von Seenot-Rettungsmitteln. Auslöser war der Untergang des Großsegelschiffs „Pamir“, bei dem 80 Seeleute im Jahr 1957 trotz angelegter Schwimmwesten ums Leben kamen.

Das ließ Jost Bernhardt nicht ruhen. Er entwickelte die erste ohnmachtssichere Rettungsweste, die auch bei bewegungsunfähigen Menschen Mund und Nase über der Wasseroberfläche hält. 1961 führte er den Markennamen Secumar ein, abgeleitet aus dem Lateinischen „securitas in mare“: Sicherheit auf dem Meer – bis heute Inbegriff für hochwertige Seenot-Rettungsmittel. 

Jede Menge Handarbeit

120 Mitarbeitende in Holm (Kreis Pinneberg) entwickeln, fertigen und prüfen rund 100.000 aufblasbare Schwimmwesten pro Jahr. Außerdem produzieren sie Kälteschutzanzüge, Therapie-Hilfsmittel, Feststoffwesten, Seenotleuchten, Treibanker – und aufblasbare Frontspoiler für einen namhaften deutschen Sportwagenhersteller. Innovationen gehören zur Unternehmens-DNA – so haben die Spezialisten die erste vollautomatisch aufblasbare Rettungsweste, die durch Kontakt mit dem Wasser ausgelöst wird, gefertigt. Sie ist heute in Berufsschifffahrt und Wassersport Standard.

Obwohl Secumar in Serie produziert, ist das Unternehmen ein echter Manufakturbetrieb mit hoher Fertigungstiefe. „Wir machen vom Zuschnitt über die Näherei und die Schweißerei bis zur Montage sowie die aufwendigen Funktions- und Sicherheitsprüfungen alles selbst“, sagt Bernhardt.

„Kein Produkt verlässt unser Haus ungeprüft“ 

Benjamin Bernhardt, Geschäftsführer

Bei sämtlichen Fertigungsschritten stehen Qualität und Sicherheit im Vordergrund. Bereits die Lieferanten werden in den Qualitätskreislauf eingebunden. Schon beim Wareneingang werden alle Komponenten einer eingehenden Prüfung unterzogen. „Wir prüfen, zählen, messen, wiegen und sortieren schon in diesem frühen Stadium fehlerhafte Komponenten aus“, sagt der Chef. So werden sämtliche CO2-Patronen gewogen und alle Auslösemechanismen zum Aufblasen der Schwimmkörper penibel überprüft. Jede Rettungsweste durchläuft ein Prüfprogramm. Laborgeräte wie Klimasimulationsschrank, Zug- und Druckkraftmesser sowie eine Salzwassersprühanlage stehen dafür zur Verfügung.

Vernäht, verschweißt, verlässlich

Aus großen Stoffbahnen werden im Zuschnitt die Stoffteile der späteren Rettungswesten zugeschnitten. Die Bahnen werden mit CAD-gesteuerten Maschinen abgelängt, Einzelteile gestanzt oder mit hochmodernen Laserzuschnittmaschinen ausgeschnitten. Danach werden in der Näherei aus den Zuschnitten Westen und Anzüge geschneidert, mit Druckknöpfen und Kauschen versehen und mit Gurtschlaufen und Reißverschlüssen ausgestattet. In der Schweißerei kommen Kleinteile wie Gasanschlüsse, Ventile und Stege dazu, und die Außenkonturen der Schwimmkörper werden verschlossen. „Dazu nutzen wir unter anderem die Hochfrequenzschweißtechnik, die unser Basismaterial TPU sicher und zuverlässig verschweißt“, erklärt Bernhardt.

In der Montage werden die Einzelteile der Westen und Anzüge zum Endprodukt zusammengefügt. Zuvor müssen die Schwimmkörper auf Dichtigkeit geprüft werden, danach erfolgt eine Kontrolle aller Einzelkomponenten. Am Ende werden die Produkte nochmals kontrolliert und versandfertig verpackt. Alle Fertigungsschritte sind qualitätsüberwacht. Das QM-System ist ISO 9001-zertifiziert, die Produkte fallen unter die europäische Richtlinie für Persönliche Schutzausrüstungen (PSA). Rettungswesten und Kälteanzüge sind CE-gekennzeichnet und unterliegen der EU-Baumusterprüfung. Jeder Arbeits- und Prüfschritt wird dokumentiert.

Neben Marine und Militär vieler europäischer Staaten zählen auch die Fähr- und Passagierschifffahrt sowie Feuerwehr und Polizei zum Secumar-Kundenkreis. Etwa ein Drittel des Umsatzes entfällt auf den Bereich Freizeit und Sport. Auch Energieerzeuger oder Hafenbetriebe sind Kunden. Sogar skandinavische Königshäuser setzen auf Secumar, sagt Benjamin Bernhardt stolz und zeigt auf ein Foto, auf dem der dänische König Frederik – damals noch Kronprinz – mit einer Rettungsweste zu sehen ist.

Das Unternehmen

  • Secumar ist die Marke der Firma Bernhardt Apparatebau GmbH u. Co. Karl Bernhardt, der Urgroßvater des heutigen Firmenchefs, gründete 1926 in Hamburg das Vorgängerunternehmen „Ingenieur Karl Bernhardt Apparatebau“.
  • Man produzierte anfangs Taucherausrüstungen und -anzüge. Nach dem Zweiten Weltkrieg spezialisierte sich die Firma auf Seenot-Rettungsmittel.
  • Jost Bernhardt, Sohn des Firmengründers, führte 1961 die Marke Secumar ein.
  • Heute arbeiten 120 Beschäftigte für den Betrieb in Holm im Landkreis Pinneberg. Der Umsatz erreichte 2022 rund 19 Millionen Euro.

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Lothar Steckel
Autor

Als Geschäftsführer einer Bremer Kommunikationsagentur weiß Lothar Steckel, was Nordlichter bewegt. So berichtet er für aktiv seit mehr als drei Jahrzehnten vor allem über die Metall- und Elektro-Industrie, Logistik- und Hafenwirtschaft, aber auch über Kultur- und Freizeitthemen in den fünf norddeutschen Bundesländern.

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