Limburgerhof. Vorsichtig greift Maria Koch (18) mit einer Pinzette winzige Pflanzenteile und steckt sie in einen geleeartigen Boden in einer Petrischale. Die Abiturientin der Edith-Stein-Schule in Ravensburg bereitet mit ihren Mitschülern Raphael Schilling (19) und David Geray (19) das Forschungsprojekt „V3PO“ vor. Es fliegt demnächst auf die Internationale Raumstation ISS.

„Wir wollen wissen, ob sich Pflanzen im All vermehren lassen“, erklärt Schilling. Dass manche Keimlinge aus Samen gedeihen, weiß man. Doch ob Stecklinge – die im Gegensatz dazu noch keine Wurzelanlage besitzen – in Schwerelosigkeit Wurzeln, Spross und Blätter ausbilden, ist unerforscht. Ebenso wie sie sich ohne Erdanziehungskraft verhalten würden.

BASF-Forscher stehen Jugendlichen zur Seite

Sollte etwas wachsen, wäre das ein enormer Fortschritt: Dann könnten sich Astronauten auf langjährigen Missionen (vielleicht sogar zum Mars) mit frischen Lebensmitteln versorgen. „Viele Pflanzen ließen sich fortwährend an Bord vermehren. Der schwere und teure Transport großer Mengen Saatguts wäre überflüssig“, sagt Raphael Schilling.

Als Modellpflanze dient den Schülern eine spezielle robuste Feige. Sie hat ziemlich kleine Blätter. Das ist wichtig: Die Versuchsbox, eine Art Mini-Treibhaus, ist handtellergroß. „Nur acht Stecklinge passen da rein“, betont der 19-Jährige.

Da niemand im All die Pflanzen gießen oder pflegen wird, stecken sie in einem geschlossenen System. Was dafür nötig ist, loten die drei derzeit aus. „Auf der Erde begünstigen zum Beispiel eine ideale Temperatur, der richtige Nährboden und die perfekte Stecklingslänge die Wurzelbildung“, zählt Schilling auf. Es lauern aber auch Gefahren: Pilze könnten die Feige befallen – dann wäre alles vergebens!

Am Agrarzentrum der BASF im rheinland-pfälzischen Limburgerhof erfahren die Schüler, wie sich die Pflanze schützen lässt. Hier können sie auch die Labors nutzen. Der Chemie-Konzern entwickelt etwa für die Landwirtschaft biologische Wirkstoffe zur Schädlingsbekämpfung. Sebastian Rohrer, Leiter des Bereichs Frühe Biologie Fungizide, gibt den jungen Leuten Tipps. Ihr Forscherdrang begeistert ihn: „Der Feldversuch ist sehr ungewöhnlich. Wir glauben aber fest daran, dass es klappt“, sagt er.

Der Raketenstart ist im November vom Cape Canaveral in Florida geplant. „Erst wenige Stunden vorher bringen wir die Stecklinge in Position“, sagt David Geray. „Wir sind aufgeregt. Egal wie der Versuch ausgeht, für uns waren die letzten Monate eine tolle Erfahrung.“

V3PO wurde übrigens als erstes deutsches Schülerprojekt in das Nachwuchsförderprogramm der US-Raumfahrtbehörde Nasa aufgenommen.