Köln. Der Einzelhandel steht vor einer technischen Revolution. Mit digitaler Unterstützung, wie wir sie vom Online-Shoppen kennen, rüsten Lebensmittelgeschäfte, Baumärkte und Warenhäuser auf. Für Kunden soll der Einkauf so bequemer und schneller werden.

Wichtigste Neuerung seit fast 80 Jahren

Digitalisierung ist ein ganz großes Thema“, bestätigt Ulrich Spaan vom Handelsforschungsinstitut EHI in Köln. Eine solch grundlegende Neuerung habe es in der Branche seit der Einführung der Selbstbedienung vor etwa 80 Jahren nicht mehr gegeben. Und modernerer Service ist dringend nötig: Laut Branchenverband HDE bedroht die Online-Konkurrenz allein in Deutschland die Existenz von bis zu 50.000 Geschäften in den nächsten fünf Jahren.

Womit wollen uns die Händler bald in die Läden locken? Einige Beispiele:

  • Hände bleiben frei. Selbstfahrende Einkaufswagen scannen Gesicht und Körper des Kunden, erstellen so ein Profil: Dann kann das roboterartige Vehikel dem Kunden durch die Gänge folgen! „Der Wagen dreht und wendet, weicht anderen Kunden sowie Hindernissen aus“, erklärt Ricardo Silva vom portugiesischen Hersteller Follow Inspiration. Derweil kann der Kunde sich auf den Einkauf konzentrieren.
  • Ware ist schneller gefunden. Die „Findbox“ zeigt an, wo im Regal eine gewünschte Druckerpatrone oder Dübelsorte steht. Dafür scannt eine Kamera die mitgebrachte alte Verpackung und gleicht die Daten mit dem Bestand ab. Ist das Produkt vorrätig, informiert das Display über den Standort im Regal, wo dann zusätzlich ein LED-Signal aufleuchtet. „Die Nachfrage beim Verkäufer wird so oft überflüssig“, sagt Findbox-Geschäftsführer Michael Unmüßig. Rund 300 solcher Geräte hat das Unternehmen aus dem baden-württembergischen Ettenheim schon verkauft.
  • Preisschilder informieren. Digitale Preisschilder ermöglichen dem Händler heute schon Preisänderungen per Mausklick. „In Zukunft übertragen sie zudem Produktinformationen auf das Smartphone der Kunden“, erklärt Michael Moosburger, Geschäftsführer von SES-Imagotag aus dem österreichischen Graz. Steht der Kunde am Regal, gibt das Schild per Nahfeldkommunikation (NFC) Auskunft etwa über Allergene in Lebensmitteln.
  • Anprobe wird komfortabler. Die Umkleidekabine bietet einen Touchscreen: Der Kunde scannt die Daten des gewählten Kleidungsstücks und probiert es an. Passt es nicht, kann er per Fingertipp auf den Monitor eine andere Größe ordern. „Ohne die Kabine verlassen zu müssen“, sagt Stefan Voß vom Berliner Start-up Phizzard. Die Anfrage landet bei einem Verkäufer, der das Textil in der entsprechenden Größe zur Kabine bringt. Zudem macht der Touchscreen alternative Vorschläge fürs neue Outfit.