Emsdetten. Sonne satt und ein schattiges Plätzchen zum Entspannen. Ein perfekter Sommertag. „Fürs Wetter sind wir zwar nicht zuständig, aber das mit dem Schatten kriegen wir hin“, sagt Michael Gerling, technischer Leiter der Marke Markilux bei den Schmitz-Werken in Emsdetten.

Die Münsterländer stellen Sonnenschutztextilien her. Hauptprodukt: Fertigmarkisen. „Wir produzieren keine Massenware, sondern Maßanfertigungen“, sagt Gerling. Eine Nische, in der das 650-Mann-Unternehmen 2015 drei Viertel seines Umsatzes von 104 Millionen Euro gemacht hat.

Nordeuropäer wollen helle Farben, Australier hohen UV-Schutz

Das Leben der textilen Schattenspender beginnt bei Oktay Kerimovski – in der Zettlerei. Dort richtet der Textilmaschinenführer einen Kettbaum ein. Etwa 10.000 gefärbte Fäden werden hier zu einem Muster, dem Dessin, gespannt. „Das geht nur mit der Hand und dauert Stunden“, sagt der 33-Jährige. Am Ende umwickeln 4,5 Kilometer Faden den Kettbaum.

Das spätere Farbmuster ist schon zu erahnen, kommt aber erst beim Weben richtig zum Vorschein. „Unifarbene Stoffe in Beige und Grau sind aktuell gefragt“, weiß Fertigungsleiter Ruholl, nicht nur in Deutschland. Ein Drittel der Markisen geht nach Nordeuropa, Italien, Asien und Australien. Die Kunden haben je nach Region spezielle Vorlieben. Ruholl: „Nordeuropäer wollen helle Farben, die mehr Licht durchlassen, Italiener mögen dunkle Töne, um der Sommersonne zu entgehen.“

Und den Menschen auf dem australischen Kontinent sei der UV-Schutz in ihrer Markise sehr wichtig. Unter ihr kann man sich 50-mal länger im Freien aufhalten als in der direkten Sonne.

Damit die Markisenproduktion im Frühjahr auf Touren kommt, liegen ab März etwa 2.000 unterschiedliche Stoffe im Lager bereit. Die haben Webereimeister Christian Reidegeld und seine Kollegen in den Wintermonaten hergestellt, pro Woche 100.000 Meter.

In dieser Abteilung ist es jetzt ruhiger, dafür füllen sich in der Markisenfertigung die Auftragsbücher in rasantem Tempo. Schließlich wollen die Kunden pünktlich zur warmen Jahreszeit ihre Markise im Garten ausrollen können. „Als wären die Leute vom bevorstehenden Sommer jedes Mal erneut überrascht“, schmunzelt Reinhard Leuermann, Leiter des technischen Kundendiensts.

Montage von Hand und mit viel Präzision

Deshalb müssen sich die 220 Mitarbeiter im Markisenwerk jetzt kräftig ranhalten. Mit dem flexiblen Stammpersonal und etwa 100 Saisonarbeitern werden täglich 500 Markisen zusammengebaut.

Zu diesem Team gehört auch Werner Brünen. Der Zerspanungsmechaniker arbeitet an einem der 18 Montagestände. In Handarbeit und mit viel Präzision vereint der 61-Jährige nun schon seit 25 Jahren Stoffe, Profile, Gelenke und Motor zur fertigen Markise.

Für ihn hat diese Aufgabe immer noch einen besonderen Reiz: „Ich sehe als Erster das fertige Produkt.“