Nürnberg. Wer am Kochherd leckere Menüs zaubert, der beherzigt diesen Ratschlag: „Das Auge isst mit.“ Werner Kübler und sein Team von Motorenentwicklern handeln ebenfalls danach: „Die Motoren, die wir fertigen, sprechen auch optisch an“, sagt er. „Unsere Kunden achten sehr darauf, nicht nur auf die Funktion.“ Eins der jüngsten Projekte: ein Sechszylindermotor für Jachten.

Kübler ist Hauptabteilungsleiter für „externe Motoren“ bei MAN Truck & Bus in Nürnberg. Sie finden sich in vielen Produkten außerhalb der MAN-eigenen Fahrzeugsparte: Landmaschinen, Lokomotiven, Blockheizkraftwerken, kleineren Schiffen, Stromaggregaten.

Viele kleine und große Modelle dieser Fahrzeug-Herzstücke hat er schon entwickelt, geändert, verbessert. Seit 1977 ist er im Werk, lernte zunächst Maschinenschlosser und setzte ein Ingenieurstudium drauf.

Von 55 bis 1.900 PS – für fast jeden Zweck

Nicht nur Funktion, sondern auch Design als zusätzliche Anforderung – „die Zeiten haben sich gewandelt“, blickt Kübler zurück. Eine Herausforderung, die das von ihm geleitete Entwicklerteam offensichtlich sehr gut gemeistert hat. Der durchgestylte Jachtmotor überzeugte in seiner ganzen Schönheit sogar eine Jury, die ihm nun die begehrte Auszeichnung „Red Dot Design Award Winner 2016“ verlieh.

So unterschiedlich die Antriebe aus Küblers Geschäftsbereich sind, von 55 bis 1.900 PS – der Grundmotor ist in jeder Baureihe derselbe. Er wird auf die speziellen Anforderungen des Einsatzzwecks oder des Kunden abgestimmt. Die Details beschreibt jeweils das sogenannte Lastenheft. „Unser Credo ist aber von jeher, dass Servicekomponenten gut zugänglich sein müssen“, erklärt der Chef-Entwickler.

Und gerade dadurch ergebe sich, dass die Motoren eine ästhetische Schönheit aufweisen. Denn: „Sie sind kompakt und aufgeräumt. Jede Leitung, jede Schraube hat ihren Platz.“

Der Anspruch an Neuentwicklungen bei MAN ist hoch. Geänderte Vorgaben für Abgaswerte und Normen treiben sie voran – aber man forscht auch aus eigener Initiative stetig weiter. „Nur, wenn wir unsere Motoren optimieren, können wir im Wettbewerb bestehen und schnell auf die Marktnachfrage reagieren.“ Von der Idee über die Skizze und den Prototyp bis zur Serienreife dauert es mehrere Jahre. Dabei geht man auch neue Wege. So arbeitete man für den Jachtmotor mit Designstudenten zusammen. „Sie betrachten den Motor aus einem anderen Blickwinkel als wir Techniker, das hat sich gut ergänzt.“

In puncto Technik keine Kompromisse

Die Endkunden, also Käufer von Sportfischerbooten und Jachten, umgeben sich gern mit schicken Accessoires – entsprechend stylish soll jedes Detail ihres Wasserflitzers sein. „Diesen Schönheitswettbewerb wollten wir gewinnen“, sagt Kübler und schmunzelt.

Auch wenn Schönheit wichtig ist – bei der Funktion der Motoren gehen Kübler und sein Team keine Kompromisse ein. Die Experten beziehen früh innovative Entwicklungsinstrumente ein. Wie etwa die Akustik-Prüfung: In einem schalldichten Raum verkabeln sie rund um den Motor unzählige Mikrofone. Diese erfassen jedes feinste Störgeräusch, das die Experten auswerten und dann rasch beheben.

Kübler kennt Motoren in- und auswendig. Schon als Jugendlicher schraubte er an den Traktoren auf dem elterlichen Hof herum. Heute lassen sie ihm selbst im Urlaub keine Ruhe: Demnächst fährt er privat an den Bodensee, wo zurzeit Tests mit Neuentwicklungen laufen. „Das muss sein“, sagt er. Das Fährschiff „Constanze“ fährt dort mit neuen MAN-Motoren. Zwar nicht die Design-Modelle. „Aber schön sind sie ja alle.“

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Maschinen jeder Art haben mich schon als Kind interessiert. Auch heute noch schaue ich jedem Schlepper unter die Haube.

Was reizt Sie am meisten?

Dass ich Motoren mitgestalten kann und dadurch auch die Art und Weise, wie wir mobil sind. Auch in der Zukunft.

Worauf kommt es an?

Jeder Mitarbeiter bringt Ideen mit und sammelt Erfahrungen. Diese im Team zu vereinen, das Wissen zu transportieren und dadurch Neues zu schaffen, ist wunderbar.