Darmstadt. Servicetechniker Sven Leibe inspiziert noch einmal gründlich die Anlage. Gleich steht die Kundenabnahme des Drehgestell-Druckmessstandes an. Sein Kollege, der Software-Ingenieur Michael Muth, spielt derweil ein Programm zur Steuerung auf.
„Schon bald soll die Anlage in Spanien zum Einsatz kommen“, sagt Muth, „bei einem der weltweit größten Hersteller von Eisenbahn-Fahrwerken.“ Der Messstand misst die Kraft, mit der Räder auf die Schienen einwirken. Dann wird das Drehgestell so justiert, dass die Kräfte gleichmäßig verteilt sind.
Perfekt eingestellte Fahrwerke erhöhen bei hohen Geschwindigkeiten und in Kurven die Entgleisungssicherheit. „Unser Druckmessstand ist ein entscheidendes Messinstrument zur Qualitätssicherung von Fahrwerken, sowohl in der Produktion als auch in der Instandhaltung“, so Muth.
Die Männer arbeiten bei Schenck Process in Darmstadt. Das Unternehmen ist einer der Weltmarktführer im Bereich der angewandten Mess- und Verfahrenstechnik. Es bietet eine große Bandbreite von Maschinen rund um das Wägen, Dosieren, Fördern, Messen und Automatisieren.
In eigenen Testcentern wird zum Beispiel ermittelt, mit welchen Maschinen ein vom Kunden geliefertes Material optimal gefördert und dosiert wird oder ob die richtige Menge Gewürzmischung auf Kartoffelchips kommt.
Oder auf einem Testsieb wird so lange gesiebt, bis der beste Siebbelag gefunden ist, um eine Steinkohle-Probe perfekt zu sortieren. Und beim nächsten Versuch geht es vielleicht um Material aus der Stahl-Industrie.
Präzise Technik für Mengen von 20 Gramm bis 20.000 Tonnen
So bietet Schenck Process für fast jede Branche Lösungen zum Wägen, Fördern, Sieben und Dosieren – vom Kleinstmengendosierer mit 20 Gramm pro Stunde im Pharmabereich bis zum riesigen Waggonladesystem, bei dem 20.000 Tonnen in der Stunde verladen werden. Gerade wurden an einen Minenbetreiber in Kasachstan zwei gewaltige Anlagen ausgeliefert.
Hälfte der Arbeitszeit im Ausland unterwegs
Verkauft wurden die Maschinen von Mitarbeitern der Niederlassung in Australien, produziert und getestet in Darmstadt. In Betrieb gehen sie in Zentralasien.
Insgesamt beschäftigt das Unternehmen weltweit 3.400 Mitarbeiter, darunter fast 1.300 Ingenieure. Produziert wird in Darmstadt mit 550 Leuten und in 21 weiteren Fertigungsstätten auf allen fünf Kontinenten. Letztes Jahr lag der Umsatz bei 680 Millionen Euro, die Exportquote bei 80 Prozent.
Für Servicetechniker Leibe ist die globalisierte Welt von Schenck Process ein Glücksfall. Er hat schon Mexiko, die Philippinen und den Oman kennengelernt. Mehr als die Hälfte seiner Arbeitszeit ist er irgendwo in der Welt unterwegs. Leibe: „Man muss der Typ dafür sein, dann macht das richtig Spaß.“